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PROWO – Neues Netzwerk in Hamburg

*** von Fried Lilleike und Ulrike Petersen ***

Viele neue Wohnprojekte entstehen zur Zeit in Hamburg. Immer sind ähnliche Aufgabenstellungen zu lösen. Da trifft es sich gut, dass sich seit Anfang des Jahres ein neues Netzwerk gegründet hat. Neueinsteigerlnnen und Bewohnerlnnen vorhandener Projekte tauschen sich aus und formulieren gemeinsame Interessen.

PROWO wurde 1999 gegründet, um das Zusammenwirken bestehender und geplanter Wohnprojekte zu fördern. PROWO, in dem sich vor allem Wohnprojektbeteiligte engagieren, will in der Öffentlichkeit auf die Vorteile des gemeinschaftlichen Wohnens aufmerksam machen. In einem Gespräch informieren zwei, die von Anfang an dabei sind, über die Ziele und die Arbeit von PROWO.

Von Erfahrungen anderer profitieren

Ulrike: Auf dem „Neubauplenum“ trafen sich bis Mitte der 90er Jahre Wohninitiativen und Projektbewohner zum Informationsaustausch und starteten gemeinsam Aktionen in der Öffentlichkeit. Nach dem Auseinanderfallen gab’s eine Lücke im Netzwerk. Ich finde es positiv, dass es nun mit PROWO einen Neuanfang gibt. Übrigens: Die Lawaetz-Stiftung gibt PROWO eine Starthilfe und übernimmt für’s Erste die Versclıickung der Einladungen und Protokolle.

Fried: Ich möchte mehr über gemeinsames Wohnen wissen und hören, wie andere Gruppen ihre Projekte organisiert haben. Ich bin im Parkhaus-Projekt aktiv, das soll eine Hausgemeinschaft mit Blick auf St.Pauli-Süd und die Elbe werden. Dort arbeite ich in der Architekturgruppe mit und deswegen fand ich das PROWO-Treffen interessant, auf dem wir zusammen mit dem Architekten die Baustelle des autofreien Wohnprojektes in der Saarlandstraße besichtigt haben.

Andere Projekte kennenlernen

Ulrike: Spannend an den Treffen finde ich den Austausch zwischen Menschen, die schon lange in Wohnprojekten leben und denjenigen, die die Projektentwicklung noch vor sich haben. Gerade am Anfang gibt es viele Fragen, die zu klären sind. PROWO hat sich ja auch zum Ziel gemacht, Hinweise zur Finanzierung, zur Grundstücksfindung oder zur Gruppendynamik zu geben.

Fried: Ich finde es gut, dass die PROWO-Treffen immer in anderen Wohnprojekten oder Institutionen stattfinden. Zum Beispiel waren wir zu Gast bei der Lawaetz-Stiftung und bei den Grauen Panthern in St.Georg. Auf diese Weise kriegt man Einblick in die Projekte und Organisationen. Das Pantherhaus, in dem du wohnst, existiert ja schon seit mehr als zehn Jahren. Warum ist aus deiner Sicht ein Zusaınmenwirken der Wohngruppen sinnvoll ?

Öffentlichkeit für Wohnprojekte herstellen

Ulrike: Die Geschichte vom Pantherhaus ist mindestens zwanzig Jahre alt. Damals zählten auch wir noch zu den Exoten mit unseren Wohnideen und es war gut, Verbündete zu haben. Inzwischen ist die Nachfrage nach gemeinschaftlichem Wohnen enorm gewachsen. Aber zugleich mangelt es noch immer an der Akzeptanz und an den Realisierungschancen neuer Wohnideen.

Fried: Aus eigener Erfahrung weiss ich inzwischen, welche Hürden einem Projekt bevorstehen und dass es wichtig ist, dass auch die Behörden und die Politiker noch stärker gefordert werden. PROWO sollte mit dazu beitragen, die rot-grüne Regierung in Hamburg an ihre eigenen Koalitionsvereinbarungen zu erinnern.

Ulrike: Genau. Ich finde es wichtig, dass auch diejenigen, die zusammen wohnen wollen, mehr Einfluss auf die Rahmenbedingungen, auf die Vergabe von Grundstücken oder die Förderkonditionen nehmen und mit den Politikern im Gespräch bleiben. Auf der einen Seite gibt es Institutionen, wie Stattbau oder Lawaetz-Stiftung oder die neue Arbeitsgemeinschaft der „Projekt-Architekten“, die sich für die Vervielfältigung der Wohnprojekte einsetzen. Aber das reicht nicht. Die Projekte selbst sollten stärker in der Öffentlichkeit präsent sein.

Fried: Inzwischen gibt es ein erstes Infopapier, in dem die Ziele von ProWo nachzulesen sind. Für Neueinsteiger finde ich übrigens die Adressensammlung auf diesem Papier gut. PROWO trifft sich jeden 5. Montag im Monat, immer um 19 Uhr. Die nächsten Termine sind : 29. November 1999; 31. Januar 2000; 29. Mai 2000, 31.Juli 2 000 und 30. Oktober 2000.

Fried Lilleike ist zukünftiger Bewohner des Parkhauses am Pinnasberg und Ulrike Petersen ist Bewohnerin des Pantherhauses in der Lerchenstraße

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 5(1999), Hamburg