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Artikel Wohnprojekte Hamburg

Die Erben vom Bauern Langeloh

*** von Tobias Behrens ***

Seit den 80er Jahren für Wohnungsbau vorgesehen: die Wiesen und Weiden von Bauer Langeloh aus Eidelstedt. Immer noch ist nichts passiert. Jetzt soll es ernst werden – auch für Wohnprojekte.

Der Langeloh-Hof wird teuer gekauft

Der Bebaubauungsplan (B-Plan) Eidelstedt 31, der die Bebauung zwischen der Kieler Straße und Autobahn der sogenannten Eidelstedter Feldmark regeln soll, ist seit vielen Jahren ein Streitpunkt zwischen Stadtteil, Bezirk und Stadtregierung. Die Stadt hatte Ende der 80er Jahre dem Landwirt Langeloh die ehemalig landwirtschaftlich genutzten Flächen um den Langelohschen Hof für teures Geld abgekauft, um sie als Bauland planerisch auszuweisen und danach größtenteils für Einfamilien- und Reihenhausbebauung weiter zu veräußern. Gegen diese Pläne gab es sofort Proteste aus dem Stadtteil, da die Bebauung sehr viel ökologisch wertvolle Flächen verbraucht hätte.

Anfang der neunziger Jahre änderte sich der Wohnungsmarkt in Hamburg. Es gab einen großen Wohnungsbedarf und die Überlegungen zur Bebauung liefen nun auf Geschosswohnungsbau hinaus. Aber die Abstimmungen zwischen Bezirk und Stadt verliefen sehr schleppend. Es wurde keine Einigung gefunden.

Schreckensvision auf dem Tisch

Unstrittig war schließlich nach jahrelangen Protesten der Eidelstedter Bevölkerung, dass der Langeloh-Hof, als letztes Relikt der ländlichen Vergangenheit Eidelstedts erhalten bleibt. Die Wohungsbaugenosenschaft Schanze e. G. entwickelte mit STATTBAU zusammen ein Umbaukonzept. Das sah den Erhalt und die Nutzung des gesamten Hofes für Wohnzwecke mit Förderung der Wohnungsbaukreditanstalt und der STEB vor. Außerdem wurde auf dem Grundstück noch ein Neubau mit acht Wohnungen erstellt.

Wegen gravierender Differenzen bei der Beurteilung von Lärmschutzfragen kam es zum offenen Konflikt zwischen Bezirk und Stadtentwicklungsbehörde. Der Bezirk stellte die weitere Arbeit an dem B-Plan-Verfahren ein. Dies wiederum akzeptierte der Senat nicht und zog die Zuständigkeit an sich, obwohl eigentlich der Bezirk zuständig gewesen wäre.

Die STEB legte nun einen eigenen Entwurf vor, der streng nach Lärmschutzgesichtspunkten geplant war und im Bezirk auf helles Entsetzen stieß. Diese, in der örtlichen Presse als „Schreckensvision“ benannte Planung, schien aber allen Beteiligten – außer der STEB – als vor Ort nicht durchsetzbar.

1998 legten dann einige der großen Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften, zusammengeschlossen in der BDS Entwicklungsgesellschaft, einen städtebaulichen Entwurf vor, der eine Bebauung der Feldmark vorsah, Lärmschutzaspekte berücksichtigte und in seinen Ausmaßen deutlich unter den Vorgaben der Finanzbehörde blieb. Außerdem sollte ein neues Fördermodell angewendet werden und unter genossenschaftlichem Dach nachbarschaftliche Wohnformen entstehen.

Wohnungsbau und gemeinschaftliches Wohnen

Vorangetrieben von der Eidelstedter Bürgerinitiative „Rettet die Eidelstedter Feldmark“ wurden Forderungen nach weitgehendem Erhalt der Feldmark, ökologisch verträglicher Bauweise und Flächen für Wohnprojekte aufgestellt. Den Bezirkpolitikern von der GAL und SPD gelang es, alle Beteiligten (Behörden, Verwaltung, Architekten, Bauträger, Bezirksfraktionen, Naturschützer, Bürgerinitiativen, STATTBAU) zu einem Planungsworkshop zu verpflichten. In zwei Sitzungen gelang es dann, einen konsensfähigen Vorschlag zu entwikkeln.

Dieser hat folgende Eckpunkte:

  • die zu bebauende Fläche beschränkt sich auf den Bereich westlich der Eidelstedter Dorfstraße (ehemalige Fläche des Campingplatzes)
  • der Bereich hinter dem Langeloh-Hof wird für „gemeinschaftliches Wohnen in der Eidelstedter Feldmark“ und damit für Wohnprojekte reserviert
  • die Bebauungsdichte wird reduziert und die Eidelstedter Feldınark bleibt damit größtenteils als Grünzug erhalten.

Ab Mitte 2000 soll der B-Plan genehmigt werden, und die Liegenschaft wird die Vergabe der Grundstück vornehmen. Interessierte Gruppen können sich an die Wohnreform 2000 e.G. c/o STATTBAU wenden, die ihre Bewerbung für die Anhandgabe aus dem Jahr 1995 aufrechterhält und ein Wohnprojekt mit vielen Hausgemeinschaften realisieren will.

Tobias Behrens ist Geschäftsführer der STATTBAU und begleitet die Entwicklung in der Eidelstedter Feldmark seit Anfang der 90erJahre.

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 5(1999), Hamburg