*** von Alexandra Bossen ***
Gemeinnützigkeit: es gibt viele verschiedene Ansätze und auch die unterschiedlichsten Aktionsfelder. Wohngemeinnützigkeit ist eines davon. Und ist gleichzeitig auch abhängig von und verbunden mit weiteren Aktionsräumen, Themen und Herausforderungen. Die STATTBAU HAMBURG Gemeinwohl gGmbH ist als Tochter der STATTBAU HAMBURG gegründet worden, um angrenzenden Fragestellungen zur sozialen, gemeinwohlorientierten Wohnraumversorgung in Hamburg einen eigenen Raum bei STATTBAU HAMBURG zu geben. Neben der „baulichen Infrastruktur“ brauchen Themen wie selbstbestimmtes Wohnen, Mitwirkung und Mitbestimmung in Wohneinrichtungen, Wohnprojekten, Quartieren und in der Stadt, wie auch Teilhabe und zivilgesellschaftliches Empowerment einen gemeinnützigen Fokus.
Den inhaltlichen Start der neuen STATTBAU HAMBURG Gemeinwohl gGmbH haben die langjährigen – und zu 100 % gemeinnützigen – STATTBAU HAMBURG Projekte Koordinierungsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften (KO-Stelle) und Bürgerschaftliches Engagement im Quartier (BiQ) gemacht. Die Projekte, die beide von der Sozialbehörde der Stadt Hamburg gefördert werden, sind seit dem 01.01.2023 somit auch formal in die Gemeinnützigkeit überführt worden.
Die engagierte Arbeit in den Projekten und natürlich auch in den Bauprojekten führt zwangsläufig zu weiteren Fragestellungen. Hier ist das Ziel, in kleineren und größeren Projekten zumindest einige der Fragen aufzugreifen und über Projektförderungen Ressourcen zu schaffen, Antworten und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Aktuell befassen wir uns mit der komplexen Fragestellung: „Alt werden im Quartier!“ Hier sind glücklicherweise bereits viele Akteur*innen dabei, Konzepte zu entwickeln und auch umzusetzen. Die Diskussion um den (kommenden) Pflegenotstand sowie die schon aktuell fehlenden Pflegeplätze und die rasant steigenden Kosten in der Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen machen neue Ansätze zwingend notwendig. Aus der Arbeit bei STATTBAU HAMBURG sind unter anderen zwei Themen in den Fokus gerutscht, die im Rahmen der STATTBAU HAMBURG Gemeinwohl gGmbH als eigenständige Projekte bearbeitet werden sollen: Älterwerdende Baugemeinschaften und eine stärkere Interessenvertretung älterer Menschen in der Quartiersentwicklung.
Hamburg ist Wohnprojektestadt und STATTBAU HAMBURG hatte und hat einen entscheidenden Anteil daran. Bereits seit vielen Jahren entwickelt und betreut STATTBAU HAMBURG Wohnprojekte und Baugemeinschaften – und einige von denen kommen langsam in die Jahre. Auch wenn viele Wohnprojekte „generationenübergreifend“ angefangen haben: Wir stehen einer Überalterung in Wohnprojekten/Baugemeinschaften gegenüber. In einem ersten Step wird es auf den Wohnprojekte- Tagen 2023 einen Workshop geben, bei dem der Status Quo und die Bedarfe abgefragt werden. Im Anschluss wollen wir ein praktikables Projektdesign entwickeln, um zumindest einige Antworten zu erarbeiten.
Hamburg ist auch ziemlich weit vorne in der Entwicklung neuer Stadtteile und Quartiere: In den nächsten Jahren entstehen alleine in Oberbillwerder und in den Wilhelmsburger Entwicklungsgebieten mehr als 10 000 neue Wohnungen.
Auch wenn es mittlerweile selbstverständlich ist, dass die Belange des Allgemeinwohls durch die Beteiligung der Bürger*innen und gemeinnütziger Institutionen an der Planung berücksichtigt werden (sollen), fehlt zu oft noch die Interessenvertretung älterer Menschen. Die Koordinierungsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften engagiert sich bereits seit Jahren übergeordnet und mit unabhängigem Blick, um eine stärkere Berücksichtigung von altersgerechten Wohn- und Versorgungsformen in der Quartiersentwicklung zu erreichen. Diese Aufgabe ist aber nicht das Kerngeschäft der KO-Stelle. Insofern wollen wir auch hier Ressourcen schaffen, um die Interessensvertretung in der Quartiersentwicklung in Hamburg noch weiter voran zu bringen.
Ganz aktuell möchten wir ein Projekt auf den Weg bringen, um Ansätze weiter zu entwickeln, wie alte und hochaltrige Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben, digital am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dies ist ein Projekt, dessen Notwendigkeit in der praktischen Arbeit der letzten drei Jahre von BiQ in den Fokus gerückt ist: Gerade in der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie abgehängt und isoliert Menschen in Pflegeeinrichtungen sind, wenn sie noch nicht einmal die Möglichkeit haben, virtuell dabei zu sein. Und es ist im unschönen Sinne beeindruckend, wie wenig gemeinwohlorientiert wir in der Infrastruktur aber auch im Denken aufgestellt sind, wenn es um die Teilhabe alter Menschen geht.
Diese beispielhaft benannten Projekte sind nur ein kleiner Ausschnitt der gemeinnützigen Themen, die wir diskutieren und voranbringen wollen. Auch weil Gemeinnützigkeit fast immer damit verknüpft ist, dass Gelder für die Projekte eingeworben werden müssen, da Gemeinnützigkeit im Sinne der Sache eine Gewinnorientierung des Unternehmens ausschließt.
Die STATTBAU HAMBURG Gemeinwohl gGmbH baut die Finanzierung ihrer Leistungen und Projekte auf unterschiedlichen Säulen auf: Zuwendungsmittel der Stadt Hamburg und des Bundes, Projektmittel der großen fördernden Stiftungen, Projektmittel Hamburger Stiftungen, deren Satzungszweck unserem entspricht sowie Fundraising und Spenden.
Mit der Antragsstellung bei Behörden und Stiftungen hat STATTBAU HAMBURG durch die langjährigen Projekte KO-Stelle und BiQ bereits Erfahrung. Diese Gelder sind aber selbstverständlich zweckgebunden. Deshalb wagen wir uns ganz neu in den hart umkämpften Markt des Fundraisings und der Spenden.
Unser erstes Ziel ist es, Unterstützer*innen zu gewinnen, damit die Basisarbeit der gemeinnützigen STATTBAU HAMBURG gesichert ist. Im zweiten Schritt wollen wir Menschen für unsere Projekte begeistern und durch ein Crowdfunding die notwendigen Eigenanteile für Projektanträge einsammeln.
Als einmalige oder regelmäßige Unterstützer*in können Sie bereits jetzt spenden: Klicken Sie auf folgenden Link und werden STATTSpender*in (Zur Webseite).
Unser Crowdfunding ist noch im Aufbau. Aber wenn Sie neugierig sind, für welche Projekte wir Sie begeistern wollen, informieren wir Sie hier über unsere Projektideen (Zur Webseite).
Alexandra Bossen ist Geografin und Geschäftsführerin der STATTBAU HAMBURG GmbH und der neuen STATTBAU HAMBURG Gemeinwohl gGmbH.
zuerst veröffentlicht: FREIHAUS 27(2023), Hamburg