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Beitrag der Redaktion Wohnprojekte Hamburg

Baubetreuung

Wir schaffen Projekten Räume

*** von Ulrike Pelz ***

Die Baubetreuung ist das Herzstück von STATTBAU und seit Gründung der GmbH im Jahr 1985 unser Kernarbeitsbereich. Begonnen haben wir damals mit der Unterstützung von Gruppen, die ihre (oft innerstädtischen) Altbauten in Hamburg sanieren und bewohnen wollten. Schon lange sind Altbauten in Hamburg rar, so dass sich der Schwerpunkt schnell auf den Neubau von Baugemeinschafts­häusern überall in der Stadt und zum Teil auch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen verlagert hat. Im Baugemeinschaftsbereich haben wir seit 1985 rund 100 Gruppen betreut und Projekte um­gesetzt. Darunter finden sich Projekte wie zum Beispiel die kleingenossenschaftliche, geförderte Gruppe Warderlüüd eG, deren Mitglieder im Januar 2023 in ihr neues Haus eingezogen sind. Hier ist ein attraktives Wohnhaus im Wilhelmsburger Reiher­stiegviertel mit 23 Wohneinheiten für hauptsäch­lich große Familien entstanden, ein schöner Ge­meinschaftsraum mit Gemeinschaftsgarten und eine Dachterrasse. Toll ist hier, dass von den 100 Bewohner*innen 55 Kinder sind!

Weitere Baugemeinschaften sollen zukünftig in der Wilhelmsburger Mitte entstehen. Rund 30 Baugruppen haben von der IBA Hamburg eine Reservierungszusage für ein Grundstück be­kommen. STATTBAU HAMBURG betreut einige die­ser Gruppen. Leider ist die Anfangseuphorie etwas verpufft, weil die Verabschiedung der Bebauungs­pläne noch länger dauert als geplant und die Grup­pen momentan in einer Warteposition festhängen.

Das Portfolio der Baubetreuung bei STATTBAU HAMBURG geht aber mittlerweile weit über die Be­treuung von Baugemeinschaften hinaus: Stiftun­gen, Initiativen, Kirchen und soziale Träger, die eine besondere Rolle auf dem Hamburger Wohnungs­markt spielen, sind ebenfalls unsere Auftrag­geber*innen. Sie alle eint, dass sie mit guten, ge­meinwohlorientierten Konzepten die Stadt immer wieder ein kleines Stück sozialer, gerechter und in­klusiver gestalten möchten.

Kürzlich fertiggestellt wurde zum Beispiel das 1889/90 erbaute Wahrzeichen der Heilsarmee auf St. Pauli in der Talstraße. Die Heilsarmee ist hier seit fast 100 Jahren beheimatet und wirkt seitdem durch vielseitiges soziales Engagement in dem Stadtteil. Die Sanierung des Gebäudes war dringend notwendig und stellte sich unter anderem aufgrund von Holzschäden als äußerst komplex heraus. Das denkmalgeschützte Gebäude hat einen energieef­fizienteren KfW 70-Standard erhalten und ist somit ökologisch nachhaltiger geworden. Untergeschoss und Erdgeschoss werden weiterhin von der Heils­armee u.a. als Suppenküche, Kleiderkammer und Seelsorgestelle genutzt. Das 1. OG wurde als Ge­werbe-Etage umfunktioniert, und darüber hinaus entstanden in den oberen Geschossen 16 Wohn­einheiten, davon 11 Wohneinheiten für vordringlich Wohnungssuchende.

Ein recht großes Projekt, welches STATT­BAU HAMBURG seit einiger Zeit betreut, ist die Diakonissenanstalt Alten Eichen im Stadtteil Stel­lingen. Diese soll zu einem lebendigen und integra­tiven Quartier weiterentwickelt werden. Direkt auf dem Gelände werden neue Wohnangebote über­wiegend für ältere Menschen und für junge Auszu­bildende geschaffen; bestehende Wohnangebote werden modernisiert und barrierefrei umgebaut. Für die umliegenden Nachbarschaften wird das Quartier im Zuge von Gebäudeabrissen, Moder­nisierungen und Neubauten sowie Umgestaltung der Freiräume als Quartierszentrum entwickelt. Inmitten des Quartiers wird ein Quartiershaus mit einem Community Center sowie sozialen und sozialintegrativen Angeboten entstehen, reali­siert als Umbau eines Bestandsgebäudes. Die vor­handenen Außenanlagen werden zu barrierefreien Freiflächen umgestaltet und das Quartier durch die Abrisse und die Neubebauung räumlich in die an­grenzenden Nachbarschaften geöffnet.

Leider haben wir und unsere Bauherr*innen – wie alle anderen auch – zurzeit mit sehr vielen Un­wägbarkeiten auf dem Baumarkt zu tun: seit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine er­fordern weiter steigende Baukosten immer neue Finanzierungsschleifen; steigende Zinsen tun da ihr Übriges. Es ist also sehr viel Einsatz gefordert, um die Projekte auf die Spur zu bringen.

Unsere Bauherr*innen sind im letzten Jahr durch schwierige Zeiten gegangen, viele muss­ten Ihre Finanzierung neu aufstellen und nur einer sehr beherzten Förderung der IFB Hamburg ist es zu verdanken, dass es für den sozialen und gemein­schaftlichen Wohnungsbau in Hamburg weiterhin Perspektiven geben kann. Es zeigt sich aber auch, dass gerade die sozialen Bauherr*innen, die Bau­gemeinschaften und Stiftungen diejenigen sind, die oft den längeren Atem beweisen. Wir stehen ihnen dabei zur Seite, damit in Hamburg weiter­hin tolle Projekte mit sozialem und kooperativerem Wohnraum umgesetzt werden können.

Ulrike Pelz arbeitet seit 2017 als Projektentwicklerin und Baubetreuerin bei STATTBAU HAMBURG. Zuvor war Sie bei verschiedenen Hamburger Stadtentwicklungsträgern und im Bereich Stadtplanung der Verwaltung tätig.

zuerst veröffentlicht: FREIHAUS 27(2023), Hamburg