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Artikel Stadtentwicklung

Urbane Zukünfte

Impluse für Wohnen, Quartiere und Stadtentwicklung

Fachtagung: Stattbau Hamburg und Wohnbund, Hamburg 24. / 25.September 2010

*** von Heike Skok ***

25 Jahre erfolgreiche Entwicklung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten und jungen Genossenschaften. Die STATTBAU HAMBURG GmbH und der wohnbund e.v. nehmen dieses erfreuliche Ereignis zum Anlass für eine Zwischenbilanz und einen Ausblick.

Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt werden können. Die Stadtentwicklung steht angesichts des demografischen und gesellschaftlichen Wandels in Europa vor neuen Herausforderungen. Die Polarisierung verstärkt sich nicht nur zwischen Arm und Reich, sondern auch zwischen Wachstumsräumen und schrumpfenden Regionen. Die Stadtumlandwanderung hält an, während gleichzeitig zunehmend vielfältigere Einkommensgruppen der Wunsch nach einem Verbleiben in den Innenstädten hegen und realisieren. In entspannten Wohnungsmärkten werden diese aktiven StadtbewohnerInnen händeringend gesucht. In angespannten Wohnungsmärkten aber, wo sich die Wohnungsnachfrage auf zentrale Stadtteilen konzentriert, zieht dies Verdrängung der ansässigen Bevölkerung durch Mieterhöhung sowie Modernisierung für höhere Einkommensgruppen nach sich. Angestammte Milieus werden im „Gentrifizierungsvorgang“ aufgelöst und die Bevölkerungsgruppen mit niedrigeren Einkommen an den Stadtrand gedrängt. Das Bild der Ungleichheit prägt auch die urbanen Zukünfte.

Vor diesem Hintergrund wollen wohnbund und STATTBAU die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit der Städte und Stadtregionen auf einer gemeinsamen Tagung über urbane Zukünfte überprüfen.

Dabei stehen in der Tradition von wohnbund und STATTBAU die Wohn- und Lebensverhältnisse der Stadtbewohner im Mittelpunkt. Einerseits haben in den letzten Jahren Wohnprojekte und Baugemeinschaften in vielen Großstädten die soziale und baukulturelle Debatte beeinflusst, andererseits sind in den ungleichen Wohnungsmärkte weiterhin prekäre Lebensbedingungen und sozialräumliche Polarisierung prägend. Dies fordert die Stadtgesellschaft und -politik heraus, eine Haltung zum Wohnen in den Städten einzunehmen. Projekte, die in den letzten 20 Jahren im Kontext von wohnbund und STATTBAU entstanden sind, haben mit dem Aufbau von neuen Genossenschaften und Wohnprojekten in verschiedenen Städten Verantwortung für die Stadtteilentwicklung übernommen und damit einen prägenden Eindruck hinterlassen. Wir möchten auf der Tagung nicht nur zurückblicken, sondern die Frage aufwerfen, wer in einer alternden und zunehmend ambivalenten Gesellschaft für die Stadtentwicklung und das Wohnen in den Städten Verantwortung übernimmt. Urbane Zukünfte, d.h. Zukunftsbilder entwerfen für eine lebenswerte Entwicklung der Städte, für Städte, die gerne aufgesucht werden, in denen die Menschen sich für ihre Stadt einsetzen und dort gerne wohnen.

In insgesamt 6 Foren diskutieren wir zentrale Aspekte der „Neuen Wohnformen“.

Im Forum 1 wird anhand konkreter Beispiele u.a. aus München gezeigt, welchen Beitrag Wohnprojekte zur Lebensqualität und den Strukturen in Stadtquartieren leisten. Wie neue Genossenschaften nicht nur einen Beitrag zum nachbarschaftlichen Wohnen bieten, sondern auch soziale Stadtentwicklung betreiben, darüber diskutieren Kolleginnen und Kollegen u.a. aus Zürich und Hamburg im Forum 2. Aus welchen Motiven und mit welchen Instrumenten Kommunen neue Wohnformen fördern darüber berichten im Forum 3 VertreterInnen aus Wissenschaft und Verwaltung u.a. am Beispiel von Leipzig und Hamburg. Mit Konzepten für Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf beschäftigt sich das Forum 4, denn dieses Thema kommt auch in Wohnprojekten mittlerweile immer häufiger auf die Tagesordnung. Wie funktionieren Wohnprojekte eigentlich – an den langjährigen Erfahrungen der Referentinnen im Forum 5 besteht ein ungebrochenes Interesse, da sich immer wieder Menschen auf den Weg machen, ihr eigenes Projekt zu gründen. Dabei spielt die Finanzierung natürlich eine gewichtige Rolle. „Projekte solidarisch finanzieren“ das ist das Thema des Forum 6, das sicher auf großes Interesse stoßen wird.

Als Gastredner wird Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin mit seinen Gedanken über die Zukunft des Urbanen zu weiteren Diskussionen anregen.

Insgesamt also ein spannendes Programm! Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme!

Heike Skok ist Leiterin der Geschäftsstelle des wohnbund e.V. München und Vorstandsmitglied der wogeno München eG

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 17(2010), Hamburg