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Artikel Wohnprojekte Hamburg

25 Jahre WGJA

Das war ein Fest

*** von Elke Rochow ***

Es lässt sich leicht erkennen: Anfang bis Mitte der 80er war ne Menge los! ln diesem Heft häufen sich die Berichte über  Gründungsfeiern von Projekten. Und so wollen wir hiermit auch der WGJA zum 25-jährigen Jubiläum gratulieren. Die große Feier fand im März statt.

Auch der plötzliche Wintereinbruch mit Schnee und Hagel konnte die meisten nicht davon abhalten, mit uns zu feiern. Das Café „Zinnschmelze“ beim Museum der Arbeit ist fast aus den Nähten geplatzt!  Auch Frank Karthaus von der „Agentur für Baugemeinschaften“ fand die Zeit, uns persönlich mit einigen Worten Mut für die Zukunft zu machen. Den haben wir, denn wir wissen, dass in der heutigen Zeit immer mehr Menschen auf der Suche nach einer Wohnform sind, die Nachbarn zusammenbringt und Kindern sowie älteren Menschen die Möglichkeit bietet, im Generationenverbund zu leben. Zum Glück stehen auch Politiker der Idee inzwischen aufgeschlossener gegenüber. Wie zitierte uns schon vor Jahren der ehemalige Staatsrat der Baubehörde, Dr. Knut Gustafsson: “Wohnprojekte, wenn sie gelingen, sind soziale Kunstwerke“. Gefreut haben wir uns auch, dass Josef Bura von STATTBAU HAMBURG GmbH mitgefeiert hat und Ulrike Petersen da war, um zu gratulieren. Viele Grüße von nah und fern haben uns gezeigt, dass unsere Arbeit wichtig ist und wir zusammen mit den anderen zahlreichen Initiativen auf dem richtigen Weg sind.

Kunst, Gesang und ein öffentlich ausgeschriebener Schreibwettbewerb sorgten für Unterhaltung, und die üblichen Reden wurden so kurz wie möglich gehalten. Die Bilderausstellung von Anica Dolenec fand großen Zuspruch und die „Lieder aus dem Leben“ von Kine Jacobs zur Pianomusik von Hans Schlifka haben wir zu dem leckeren Buffet der Zinnschmelze gern gehört. Aufmerksam gelauscht wurde auch später, als die Teilnehmer des Schreibwettbewerbs auf der Bühne ihre Teste vorlasen. 500,- Euro sowie Kino-Gutscheine für die Teilnehmer, die keinen Preis erhielten, waren zu verteilen. Ulrich Schmidt, der Gründer des Vereins, hatte die Preise gestiftet, wofür wir ihm herzlich danken. Er gehörte auch – neben Iris Neitmann – der Jury an, um die (anonymen) Beiträge auszuwerten. Danach ging es dann in guter Stimmung weiter: angeregte Gespräche und Erfahrungsaustausch der Projektbewohner bis kurz vor Mitternacht- wie gesagt: „25 Jahre WGJA – das war ein Fest!“

Vor 25 Jahren – ein Blick zurück in das Jahr 1980

Natürlich gab es zur Zeit der Hausbesetzungen auch schon viele Wohngemeinschaften, aber meistens waren es Zweckverbindungen unter Studenten oder anderen jungen Leuten. Ulrich Schmidt, damals 60 Jahre alt, wollte gern gemeinschaftlich wohnen – auch mit jüngeren Menschen – und gab eine Anzeige im „Hamburger Abendblatt“ auf. „Warum hört man immer nur von WGs mit jungen Leuten…“. Die Resonanz war groß – viele Menschen dachten auch damals bereits darüber nach, wie das Wohnen besser gestaltet werden könnte. Man traf sich regelmäßig, lernte sich besser kennen und am 26. Februar 1980 beschloss die Gruppe, einen Verein zu gründen. Ein Jahr später wurde von einem Mitglied, die Grafikerin war, das Logo entworfen. Ulrich Schmidt, der als Journalist gute Verbindungen zu den Medien hatte, gab Interviews in Rundfunk und Fernsehen – bald auch bundesweit.

Die erste Wohngruppe der WGJA hatte Anfang 1984 eine Wohnung in St. Georg angemietet. Leider brach im Treppenhaus ein Feuer aus (alle Bewohner kamen zum Glück durch Einsatz der Feuerwehr mit einem Schrecken davon) und die Bewohner zogen um. Die SAGA stellte der Gruppe dann einen ehemaligen Kindergarten in der Jarrestraße zur Verfügung. Ulrich Schmidt veröffentlichte im Jahre 1990 seine WG-Erlebnisse in dem Buch: „Wahlfamilie“.

Ein Neubau, den wir selbst gestalten können

Das war in den 80er Jahren noch Utopie, aber mit Hilfe der Architektin Iris Neitmann, die 1985 mit dem Projekt „Dorf im Dorf“ zu unserem Verein fand, setzten wir die Idee in die Tat um. „Jung und Alt in Ottensen“ wurde der Neubau in der Bahrenfelder Straße genannt. Baubeginn war 1991 – für 11 Erwachsene und fünf Kinder ist es immer noch ein Zuhause.

Die drei „Blauen Häuser“ von Flottbek

26 Wohneinheiten in drei Häusern auf einem Grundstück mit viel Garten und Spielfläche für die 22 Kinder – dieses Projekt wurde in Form einer Genossenschaft 1996 mit viel Engagement vollendet. 1998 durften sich die Bewohner und die Architektin Iris Neitmann über den Preis beim bundesweiten Bauherren-Wettbewerb freuen: „Hohe Qualität – tragbare Kosten“.

Das Wohnquartier Zeisewiesen

lm Rahmen dieses großen Gesamtprojektes eröffnete sich erstmals auch für die so genannten „Besserverdiener“ eine Möglichkeit, Eigentumswohnungen zu erwerben. Im Haus „BEHRI 5“ befindet sich das Büro von Iris Neitmann. Die „Seele“ des Hauses ist Peter Teckentrup, vom Vorstand WGJA, der von ganz oben alles überblickt.

„Hamburgs größte Wohngemeinschaff“

So betitelten die Medien unser Wohnprojekt in der Lutterothstraße „Lutte 39“. Seit drei Jahren wohnen in den 22 Eigentumswohnungen, die z.T. öffentlich gefördert sind, 33 Erwachsene und 21 Kinder zusammen, die bei gutem Wetter auch häufig den Garten nutzen.

Grundsteinlegung am Freitag, dem 13.!

Aber mit Hilfe von „OBEN“ wie Pastor Bruhn es ausdrückte, wird es schon klappen ınit dem Bau! Denn die zwei Häuser im „Kriegerdankweg, Schnelsen“ entstehen auf Kirchengelände! Es hat dann auch wirklich nach langer Planungszeit alles geklappt – jetzt wird schon gewohnt!

Der Blick nach vorn

Nachdem auf dem Grundstück beim Ausbaggern eine Fliegerbombe gefunden und entschärft wurde, kann eigentlich bei „MAX-B“ nichts mehr schief gehen! Eine bunte Mischung von Projekt-Ideen hat sich in der Max-Brauer-Allee zusammen gefunden. Insgesamt entstehen neun Häuser mit 105 Wohnungen, dazu Büros und ein Café, das der zukünftige WGJA Treffpunkt werden soll.

Noch weiter nach vorn

Hafen-City, St. Pauli, Eimsbüttel – alles begehrte Plätze, an denen viele wohnen möchten.

Wir sind mit viel Elan dabei, um allen unseren 100 Mitgliedern gerecht zu werden. Auch in den Gebieten östlich der Alster und südlich der Elbe wollen wir versuchen, den Gedanken des gemeinschaftlichen Wohnens zu verwirklichen. Das Interesse ist groß, das merken wir an den WGJA-INFO-Treffs jeden 1. Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr im „geo“, Beim Schlump 53. Auch bei den stets gut besuchten Wohnprojekttagen von STATTBAU wird der Andrang immer größer, was uns natürlich freut. Außerdem steigt das Interesse in Schleswig-Holstein an dieser Wohnform, so dass wir schon häufig „Auswärts-Einsätze“ haben.

Netzwerke in Hamburg und bundesweit

Seit 1982 haben wir uns bereits mit der Vernetzung der Hamburger Wohnprojekte beschäftigt. Damals hieß die Gruppe „IHWO“ (Initiative Hamburger Wohngruppen). Es folgte l992 das „NEUBAUPLENUM“ und 1999 waren die Hamburger Wohnprojekte aktiv unter dem Namen „PROWO“. Leider übersteigt die ehrenamtliche Arbeit oft die Möglichkeiten der engagierten Netzwerk-Mitglieder aus den einzelnen Wohnprojekten. Es bleibt aber immer unser Thema! Bei der Gründung des bundesweiten Vereins FORUM FÜR GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN (FGW) haben wir mitgewirkt. Seit Jahren sind wir durch Rundbriefe, Treffen und Tagungen immer gut darüber informiert, was in der Wohnprojektszene in Deutschland läuft.

Kontakt: WGJA Wohngemeinschaft Jung & Alt e. V.

Elke Rochow ist Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin der WGJA e. V.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 12(2005), Hamburg