Kategorien
Artikel Netzwerk

Alternativen wählen

Das Bündnis „Die Kammer sind Wir“

*** von Mascha Stubenvoll ***

Die Handelskammer Hamburg versteht sich als „Selbstverwaltung der gewerblichen Hamburger Wirtschaft“ und Vertretung „von etwa 150.000 Unternehmen; dabei berät sie Unternehmen, bündelt deren Interessen gegenüber Politik und Verwaltung und bildet Menschen aus und weiter.“ (Wikipedia)

Alle Hamburger Gewerbetreibenden – vom Ein-Mann-Betrieb bis zum international aufgestellten Konzern – sind Pflichtmitglieder der Handelskammer, auch die Wohngenossenschaften. Alle drei Jahre wählen die Mitglieder die Vertreter zum höchsten Gremium der Kammer, dem Plenum. Zur Wahl 2014 stellten sich erstmals einige Mitglieder aus klein- und mittelständischen Betrieben, die sich zum Bündnis „Die Kammer sind Wir“ zusammengeschlossen hatten mit dem Ziel, die Handelskammer Hamburg zu modernisieren und reformieren. Wir stellen die zentrale Ziele des Bündnisses vor:

1. RÜCKERSTATTUNG DER RÜCKLAGEN
Die Handelskammer hat bis zum Jahr 2012 über 50 Millionen Euro Rücklagen angesammelt – finanziert aus unseren Pflichtbeiträgen. Diese Rücklagen können auf ein wirtschaftlich vernünftiges Maß abgeschmolzen werden; dadurch wird eine sofortige Rückerstattung eines Jahresbeitrags für jedes Mitglied möglich.

2. UNTERSTÜTZUNG VON KLEIN- UND MITTELSTÄNDISCHEN UNTERNEHMEN
Zu wenig Hilfe für die Kleinen – so fasst die TNS Emnid Studie eine repräsentative Befragung Hamburger Unternehmen zur Handelskammer zusammen. Das muss sich ändern! Die Handelskammer muss ihre Rolle als Dienstleister auch für klein- und mittelständische Unternehmen ausbauen.

3. MEHR TRANSPARENZ
Gegenüber uns Pflichtmitgliedern hat die Handelskammer eine besondere Verpflichtung zur Transparenz. Diese wird heute nur unzureichend erfüllt. Beispielsweise ist das aus unseren Pflichtbeiträgen gezahlte Gehalt des Hauptgeschäftsführers ein Geheimnis – genauso wie die Sitzungsprotokolle des Plenums

4. VERTRETUNG ALLER HAMBURGER UNTERNEHMEN
Nur 41 Prozent sind mit der Interessensvertretung der Handelskammer gegenüber der Verwaltung und Politik zufrieden. Das ist ein Zeichen, das die heutigen Meinungsbildungsprozesse innerhalb der Handelskammer unzureichend sind – dabei ist es eine ihrer Hauptaufgaben, die Interessen aller Hamburger Unternehmen zu vertreten.

5. DIE HANDELSKAMMER SOLL KEINE KONKURRENZ
FÜR HAMBURG UNTERNEHMEN SEIN
Die Handelskammer Hamburg verkauft unsere Firmenadressen und bietet kostenpflichtige Inhouse-Schulungen in Unternehmen an. Zwei Beispiele, in denen die Kammer als Konkurrent gegenüber ihren Mitgliedern auftritt. Diese Angebote sollten eingestellt werden.

Auszug aus der Website http://www.die-kammer-sind-wir.de/

Das Bündnis „Die Kammer sind Wir“ bekam bei 15 aufgestellten Kandidaten auf Anhieb 12 der 56 Sitze im neuen Kammerplenum 2014. Die Mitglieder aus der Wohnungswirtschaft hatten leider keine Möglichkeit, eine Alternative zu wählen. Gewählt wird in Wahlgruppen nach Branchen. Für die Immobilienwirtschaft hatten sich keine Kandidaten gefunden. Es blieb bei der alten Garde, dem SAGA/GWG-Vorsitzenden, dem Chef des Otto-Wulff-Bauunternehmens und einem Immobiliengutachter mit Handelskammer-Prädikat.

Um bei der nächsten Wahl das Bündnis zu unterstützen, haben sich im Mai 2015 Vertreter*innen einiger Wohnprojekte und anderer Institutionen der Wohnungswirtschaft getroffen, sich über das Bündnis informiert und Kandidaten für die Wahl (Anfang 2017) gesucht und gefunden. Bei der nächsten Wahl gibt es also eine echte Alternative – auch für uns! 

Mascha Stubenvoll, Diplomingenieurin für Stadtplanung, arbeitet seit 2011 bei STATTBAU HAMBURG und für die Hamburger Koordinationsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften.

Weitere Informationen

Treffen: jeden ersten Do. im Monat um 13 Uhr. Anschließend um 15 Uhr ist die Plenarsitzung in der Handelskammer, an der auch Mitglieder (Vorstand oder Geschäftsführer von Mitgliedsuntermehen) nach vorheriger (48 Std) Anmeldung teilnehmen können.
Ort: in der Regel auf dem Media-Deck am Rödingsmarkt 14 (Büroräume über dem Parkhaus).
Internet und Blog mit aktuellen Stellungnahmen:
www.die-kammer-sind-wir.de
Auf den Wohnprojektetagen 2016 wird dieses Thema weiter vertieft werden. Auf dem regelmäßig auf dieser Veranstaltung stattfindenden Treffen junger Wohnungsgenossenschaften wird ein Vertreter von „Die Kammer sind wir“, neue Informationen zu dem Thema geben. Da die Wahlen zur Kammerplenum erst Anfang 2017 stattfinden werden, haben die Wohnungsgenossenschaften noch Zeit, sich hierzu eine Meinung zu bilden.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 21(2015), Hamburg