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Artikel Wohnprojekte national/international

Das Mukojima-Japan-Haus

*** von Ulrich Thormann ***

Seit fast zehn Jahren gibt es einen Kulturaustausch zwischen dem Stadtteil „Mukojima“ in Tokyo und dem Altonaer Stadtteil Ottensen. In diesem Zusammenhang ist eine Gruppe von Mitgliedern und Freunden des „Japanisch-Deutschen Stadtteildialogs Mukojima-Ottensen“ auf eine ungewöhnliche Idee gekommen. Sie wollen in beiden Orten ein Wohn- und Kulturprojekt bauen. In Mukojima das „Ottensen-Projekt“ und in Ottensen das „Mukojima-Japan-Haus“.

lnterkultureller Workshop

Eine Besonderheit des Projekts Mukojima-Haus ist der prozesshafte, interkulturelle Aufbau des Projekts, der von der gemeinsamen Idee beflügelt ist, ein „Ottensen-Haus“ in Mukojima und ein „Mukojima- Japan-Haus“ in Ottensen zubauen. Im Oktober 1998 kamen deshalb aus Tokyo sechs japanische Architektlnnen und Stadtplaner, eine Künstlerin und ein Kameramann, um mit der gemeinsamen Ideenfindung zu beginnen. Es gab einen viertägigen Workshop mit insgesamt 23 Teilnehrnerlnnen. Ungewöhnlicherweise arbeiteten in den Arbeitsgruppen Fachleute und Laien, Japanerlnnen und Deutsche zusammen. Neben einem allgemeinen Programm mit den Themen japanische Gärten, japanische Ästhetik, sozialer Wohnungsbau und Stadtplanung in Hamburg gab es drei Arbeitsgruppen: Architektur, Kreatives Schreiben und Fotografie (Leitung: Ulrich Thormann, Kerstin Hof, Stefanie Ritter). Der Workshop wurde von der Hamburger Kulturbehörde gefördert und die Ergebnisse wurden auf verschiedenen Symposien und Veranstaltungen in Japan (Tokyo, Kyoto, Osaka) vorgestellt. In Hamburg gab es hierzu eine Ausstellung im Ottenser Stadtteilkulturzentrum MOTTE und in der Handelskammer. Im Oktober 1999 wurde in Hamburg ein erster Projektbericht zum Ottensen-Haus in Mukojima erstellt. Im Rahmen der Biennale „Mukojima-Workshop“ soll im Mai 2000 der Ideenaustausch fortgesetzt werden.

Wohnen

Die oberen Geschosse des Mukojima Hauses sollen von einem Wohnprojekt genutzt und im Rahmen einer Finanzierung durch die Wohnungsbaukreditanstalt gebaut werden. Einige Wohngruppenmitglieder möchten ihre Wohnungen mit einem japanischen Interieur, wie zum Beispiel einem Tatami-Zimmer oder einem japanischen Bad ausstatten. Und natürlich gibt es ein großes Interesse an einem japanischen Garten. Mit diesem Projekt wollen viele Wohngruppenmitglieder die Möglichkeit, auf neue Weise das Wohnen mit dem Arbeiten und dem Kulturaustausch mit Japan zu verbinden und dieses kreativ, individuell und stadtteilbezogen miteinander gestalten.

Kultur

In den unteren Geschossen des Mukojima-Hauses soll ein kleines Kulturzentrum entstehen, das auch von anderen Kulturinitiativen genutzt werden kann und darüber hinaus ein spezifisches japanisches Kulturangebot hat.

Entwurf des Mukojima-Japan-Hauses des Architekten Ulrich Thormann

Die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg hat großes Interesse an dem Projekt und würde gern einige Räume des Ryokans als „artist-residence“ dauerhaft anmieten.

Für alle Nutzungen des Kulturzentrums ist die Entwicklung eines eigenen Nutzungskonzepts, ein Bau und Finanzierungskonzept, ein Bewirtschaftungs- und Trägerkonzept erforderlich.

Dies ist angesichts der Ungewöhnlichkeit und Komplexität des Projektes eine grosse Herausforderung an die Projektgruppe.

Räume

Veranstaltungsraum für Kleinkunst, Ausstellungen etc. mit Café ° Izakaja (typische japanische Eckkneipe) ° Ryokan (typische japanische Pension) ° Onsen (Gemeinschaftsbad) ° Teehaus ° Seminarraum ° Bar

Standort

Obgleich die Hamburger ihre Elbe so sehr lieben, gibt es bisher am Elbufer zwischen Landungsbrücken und Neumühlen keinen Kulturraum, der den Hamburger und Ottenser Bürgern zur Verfügung steht und zum nichtkommerziellen Verweilen einlädt. Deswegen glauben wir, dass hier am Elbufer von Ottensen ein japanisch-deutsches Kulturzentrum genau richtig liegt und eine große Bereicherung für Altona und Hamburg wäre. Am geeignetsten wäre unseres Erachtens ein Grundstück am Elbberg (derzeit von der Wirtschaftsförderung der FHH für Investoren fest vergeben) oder in unmittelbarer Nähe. Das Projekt Mukojima-Haus wird hinsichtlich der Entwicklung eines Finanzierungskonzeptes von STATTBAU HAMBURG, hinsichtlich eines Bewirtschaftungskonzeptes von der LAWAETZ- STIFTUNG beraten.

Kontakt + Information: Bureau für Kulturelle Affairen – BkA, Ulrich Thormann, Wincklerstrasse 4, 20459 Hamburg

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 5(1999), Hamburg