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Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Tipps Nr. 7

*** von Josef Bura ***

Bauen ist teuer. Da wird schon dem Eigenheimer Angst und Bange. Schließlich geht es um Schulden für die nächsten 30 bis 40 Jahre. Deswegen darf nichts schief gehen. Baugemeinschaften, die gemeinsam Mehrfamilienhäuser errichten wollen, stehen vor viel größeren und komplexeren Aufgaben. Denn bei ihnen geht es i. d. R. um mehrere Millionen.

Wohngruppen-Mitglieder durchlaufen auf dem Weg zur Hausgemeinschaft vier Entwicklungsstufen. Sie bilden zunächst eine Interessenten-Gruppe, beauftragen einen Architekten, lassen danach ein Mehrfamilienhaus bauen und verwalten schließlich ihr Haus. So läuft es im Normalfall.

Viele Informationen für Anfänger vorhanden

Alles, und darauf legen die Mitglieder der Baugemeinschaften großen Wert, soll nach ihren Vorstellungen passieren. Bei diesem Unterfangen gibt es eine Menge an Aufgaben zu erledigen, für die die Bauwilligen teilweise wegen rechtlicher Notwendigkeiten, teilweise aus sonstigem guten Grund Fachleute zu rechtlichen, organisatorischen, finanziellen und technischen Fragen zu Rate ziehen.

In der Orientierungsphase brauchen Baugemeinschaften keine besonderen Hilfen. Sie sind in Hamburg gut beraten, wenn sie hin und wieder z.B. auf den Internet-Seiten von STATTBAU (z.B. www.stattbau-hamburg.de) surfen und die im Serviceteil dieser Zeitschrift aufgeführten Veranstaltungen und kostenlosen Beratungstermine wahrnehmen. Dort gibt es kompetenten Rat zu allen wesentlichen Themen. Zu erwähnen ist auch der Ratgeber der LAWAETZ-Stiftung: „Leitfaden für Wohnprojekte“. Natürlich kann man sich auch in dieser Phase im Bedarfsfall gelegentlich weiteren Rat von Betreuern oder sonstigen Fachleuten zu Spezialthemen einholen.

Wenn’s konkret wird, Fachleute zu Rate ziehen

Einen entscheidenden Schritt nach vorne bedeutet die Aussicht auf ein Grundstück. Am besten ist es, wenn Grund und Boden der Baugemeinschaft über einen bestimmten Zeitraum anhand gegeben wird. Das bedeutet, dass die Wohngruppe in spe vor dem eigentlichen Kauf – zwischen einem halben und einem ganzen Jahr – Zeit bekommt, um Bauplanung und Finanzierung bis zur Entscheidungsreife voranzutreiben. So verfährt die Stadt Hamburg bei kommunalen Grundstücken.

Das ist dann der Zeitpunkt, wo es zu einer entscheidend neuen Verbindlichkeit im Leben der Wohngruppe kommt. Es müssen Verträge abgeschlossen und beträchtliche Gelder für Planung, Betreuung, Grundstück und das Bauvorhaben aufgebracht werden. Spätestens jetzt sollte sich die Gruppe einen Projektentwickler und – betreuer suchen, der Erfahrung mit dem gemeinschaftlichen Planen und Bauen hat. Dieser berät beim Projektaufbau, bei der Förderung und Finanzierung.

Zur gleichen Zeit wird ein Architekturbüro benötigt, das Baupläne erstellt. Die Gruppe muss vor dem Ankauf über Bebauungspläne und die generelle Bebaubarkeit des Grundstücks Bescheid wissen. Ein Nutzungskonzept ist notwendig, damit die Gruppe genau weiß, wieviel Wohnfläche gebaut werden kann. Auch stellt sich die Frage, ob es zusätzlich möglich ist,Gewerbeflächen zu errichten. Das kann z.B. wichtig sein, wenn die Ziele Wohnen und Arbeiten gleichermaßen Anliegen sind. Ein Nebeneinander ist aber nicht an jedem Standort möglich und hat auch Auswirkungen auf die Finanzierung.

Vertrauen und Kompetenz wichtig

Wichtig ist, dass sich die Gruppen Fachleute ihres Vertrauens aussuchen. Das ist in Hamburg und auch anderswo gar nicht so schwer: Denn es gibt viele funktionierende Bau- und Hausgemeinschaften. Und in jedem Fall war ein Betreuungs- und ein Architekturbüro dabei. Der einfachste Weg besteht also darin, Kontakt zu Betreuern oder Architekturbüros aufzunehmen und sich dabei einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Wem das noch nicht ausreicht, der kann sich auch bei bestehenden Hausgemeinschaften über ihre Erfahrungen mit diesem oder jenem Büro erkundigen. Persönlicher Eindruck und Fachlichkeit der Fachleute sollten gleichermaßen abgeprüft werden.

Danach ist Zeit für die Entscheidung: Denn im laufenden Verfahren Architekten oder Betreuer zu wechseln, führt zu gravierenden Komplikationen. Drum prüfe (vorher), wer sich ewig bindet ….

Dr. Josef Bura ist Mitarbeiter der STATTBAU HAMBURG GmbH

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 9(2002), Hamburg