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Artikel Wohnungspolitik

Einfach wohnen

*** von Dirk Ahrens ***

„Wenn Sie in den letzten Jahren auf Wohnungssuche waren, haben Sie es selbst erlebt: Trotz erheblicher Bautätigkeit in der Stadt bleibt bezahlbarer Wohnraum knapp. Fast jede*r kann Geschichten von mühsamer Wohnungssuche, frustrierend langen Schlangen bei Besichtigungsterminen und überhöhten Mieten erzählen. Besonders schwierig ist die Situation für Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt sind: Menschen mit Assistenzbedarf oder „schwierigen“ Lebensläufen, Alleinerziehende, Menschen mit geringem Einkommen, Arbeitslose, Familien mit vielen Kindern, Flüchtlinge, Wohnungslose, Menschen mit Mietschulden oder Schufa-Einträgen, …

Wenn sich die Lage trotz starker Bautätigkeit nicht entspannt, stellt sich die Frage, ob möglicherweise das Falsche gebaut wird: Wenn knapp die Hälfte aller Hamburgerinnen und Hamburger Anspruch auf geförderten Wohnraum hat, dann ist es nicht genug, dass nur ein Drittel aller neu gebauten Wohnungen auch diesem Kriterium entsprechen. Insbesondere dann, wenn insgesamt nach wie vor mehr Wohnungen jährlich aus der sozialen Bindung herausfallen als nachgebaut werden. Es muss also nicht noch mehr, sondern das Richtige gebaut werden. Der Markt wird das nicht richten. Vielmehr braucht es die Rückkehr zu gemeinnützigem Wohnbau in großem Stil.

Kurzfristig braucht es Hilfe für die vielen tausend Menschen, die in Hamburg aktuell von Wohnungsnot bedroht sind. Ca. l750 Wohnungen stehen in Hamburg zurzeit dauerhaft leer. Diese Wohnungen ständen schnell zur Verfügung, um die Not zu lindern. In einigen Vierteln der Stadt dürfen Sozialwohnungen auch an nicht Berechtigte vermietet werden. Diese Genehmigung muss umgehend aufgehoben werden. Und insgesamt muss die Stadt dafür Sorge tragen, dass sie selbst und soziale Träger direkten Zugriff auf viel mehr Wohnungen erhalten, um Menschen in Not unterbringen zu können.

Diakonie, Caritas, Mieter helfen Mieter und STATTBAU HAMBURG haben sich zum „Hamburger Bündnis für eine neue soziale Wohnungspolitik” zusammengeschlossen und starten gemeinsam die Kampagne #einfachwohnen, um mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen bis zur Bürgerschaftswahl auf die dramatische Situation der vordringlich Wohnungssuchenden aufmerksam zu machen.“

Dirk Ahrens ist Landespastor, Leiter des Diakonischen Werks Hamburg und Herausgeber von Hinz&Kunzt.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 24(2019), Hamburg