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Artikel Bodenpolitik/Grundstücke

Neuer Träger, neue Projekte

aktuell I

*** von Klaus Joachim Reinig ***

Kritik kam von allen Seiten: von Wohngruppen, interessierten ArchitektInnen, auf den 2. Wohnprojektetagen und von FreiHaus: Es fehlt in Hamburg an Grundstücken für Wohngruppenprojekte. Jetzt kommt endlich Bewegung in das Thema. Die Liegenschaft hat reagiert.

Weihnachten im Advent

Im Laufe des letzten Jahres gab es viele Proteste gegen die fehlende Bereitstellung von Grundstücken für Wohngruppenprojekte. Hatte doch die Koalitionsvereinbarung der SPD und GAL bis zu 200 öffentlich geförderte Wohnungen pro Jahr vorgesehen, wurde dieses Ziel konterkariert durch fehlende Grundstücke. Gerade mal der Bau von 40 Wohnungen für Wohngruppenprojekte wurde 1998 gefördert. Auf den Wohnprojektetagen 98 in der HWP, von dem Arbeitskreis Wohnen der Hamburgischen Architektenkammer und von dem Neubauplenum wurden immer wieder Grundstücke angemahnt.

Eine Woche vor Weihnachten war es soweit: Die Liegenschaftsverwaltung bot Standorte für neue Wohngruppenprojekte an. Die Angebote waren an Projektgruppen gerichtet, die auf der Bewerbungsliste bei der Liegenschaftsverwaltung stehen – teilweise schon seit sieben Jahren. Bis zum 15. Januar konnten die angeschriebenen Projekte ihr Interesse an einem der vorgeschlagenen Grundstück bekunden. Die insgesamt neun jetzt angebotenen Grundstücke haben Platz für ca. 270 Wohnungen (gerechnet in durchschnittlicher Sozialwohnungsgröße).

Für drei Grundstücke mit ca. 60 WE gab es keine Bewerbungen von Wohngruppen: Es sind dies ein Grundstück in Hamburg-Wilhelmsburg, Weimarerstraße, für 12-15 Wohnungen. Dieses Grundstück wurde inzwischen für Wohnungsbau durch die SAGA vorgesehen, die eine Wohnanlage in der Nachbarschaft betreibt. In Hamburg-Allermöhe, Wilhelm-Osterhold-Stieg war ein sehr kleines Grundstück für 12-16 Wohnungen zwischen Fleet und zwei Straßen angeboten, wofür sich keine Bewerber fanden. Ebenso in Hamburg-Horn, Laufkötterweg, ein Grundstück für 30 Wohnungen mit schlechter öffentlicher Anbindung und belastet durch eine Hochspannungsleitung quer über das Grundstück.

Für die restlichen sechs Grundstücke haben sich teilweise mehrere Projektgruppen gemeldet.

Info-Börse für gemeinschaftliches Wohnen

Am 6. Januar 99 fand am Hansaplatz eine Veranstaltung der “Informationsbörse gemeinschaftliches Wohnen” statt. Die Informationsbörse, die getragen wird von den Grauen Panthern e.V., sammelt Einzelinteressenten und vermittelt sie an bestehende Gruppen oder sie initiiert neue Gruppen mit gleichen Interessenlagen. Bei der Informationsveranstaltung wurden die Liegenschaften vorgestellt. Die ca. 40 Anwesenden haben lebhaftes Interesse an einigen Grundstücken geäußert. Projektgruppen konnten so neue Mitglieder für bestimmte Standorte gewinnen und eine neue Gruppe hat sich gebildet.

Liegenschaft führt Bewerbungsgespräche

Die Liegenschaftsverwaltung führte seit Februar 1999 Gespräche mit den Gruppen, die sich beworben haben. Bei konkurrierenden Bewerbungen werden die Gespräche mit den Gruppen geführt, die am längsten auf der Bewerbungsliste stehen. Bei einigen Grundstücken ist jedoch auch Platz für zwei oder mehr Projektgruppen. Mit diesen Gruppen wird dann gemeinsam gesprochen. Ziel ist die Anhandgabe der Grundstücke durch die Kommission für Bodenordnung innerhalb von wenigen Wochen, soweit nicht längere Vorklärungen erforderlich sind. Die Anhandgabe durch die Liegenschaft gibt den interessierten Wohngruppen die Chance, die Planungen auf den von Ihnen angestrebten Grundstücken bis zur Entscheidungsreife voranzutreiben. Diese und andere neue Wohnprojekte werden unter der Rubrik „aktuell II“ vorgestellt.

Neuer Träger: Die Wohnreform Genossenschaft von 1999

Mit den Grundstücksangeboten der Liegenschaftsverwaltung eröffnet sich die Möglichkeit, als neue Dachgenossenschaft tätig zu werden. Einige Wohngruppen stehen seit langem in Kontakt zu den Trägern der Gruppe “Wohnreform”. Angestrebt wird die Anhandgabe von Grundstücken für 100 – 150 Wohneinheiten, um zu einer wirtschaftlich vertretbaren Anfangsgröße zu kommen.

Die zu gründende Genossenschaft Wohnreform zeichnet sich aus durch dauerhafte Sozialbindung, Solidargemeinschaft auch gegenüber weiteren Bauinteressenten, ehrenamtliche Gremien, die aus den Projektgruppen heraus gebildet werden, Verwaltung durch Vergabe der Routinearbeit an professionelle Verwaltungsdienste, Mitwirkungsrechte der Projektgruppen in der Verwaltung, Belegung und Bewirtschaftung ihres Projektes. Folgende Gruppe möchten unter dem Dach der Wohnreform wohnen: “Neue Heimat”, Halbe Halbe, Mobiles Wohnen, eventuell auch Arche Nora e.V.

Ansprechpartner für Wohnreform von 1999 ist: Reiner Schendel, Stattbau Hamburg GmbH, Tel. 432942 0

Klaus Joachim Reinig ist Architekt von Wohnprojekten in Hamburg

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 4(1999), Hamburg