Kategorien
Beitrag der Redaktion

Pioniere gehen

Auf in den dritten Lebensabschnitt

*** von Joachim Reinig ***

Anfang der 80er Jahre wurden der alternative Mieterverein „Mieter helfen Mietern“, der Baubetreuer STATTBAU Hamburg und die Genossenschaft Schanze gegründet. Drei der langjährigen Mitarbeiter verabschieden sich. Ihnen sei hiermit herzlich gedankt!

KARIN AßMUS gehörte zu der Gründungsintiative und arbeitete bei Mieter helfen Mietern seit l982. Sie ist gelernte Diplom-Geographin. lhr Schwerpunkt war die wohnungspolitische Arbeit, die Vereinszeitung Mietraum2 und die Website. ln dem schnell wachsenden Verein übernahm sie zudem die Finanz- und Personalverwaltung und „die tausend anderen Dinge, die den Laden vorangetrieben und groß gemacht haben” wie ihre Kolleglnnen uns schreiben. 1985 half sie STATTBAU Hamburg zu gründen, deren Gesellschafterin Mieter helfen Mietern ist, neben den Autonomen Jugendwerkstätten und (später) der Wohnungsbaugenossenschaft Schanze eG. 37 Jahre in einem alternativen Verein mit vielen Rechtsanwälten – dazu braucht Mensch die Gelassenheit und Fröhlichkeit von Karin.

MANFRED GERBER war fast 30 Jahre bei STATTBAU Hamburg als Architekt, Energieberater und Qualitätssicherer tätig – ist aber immer nee kölsche joong geblieben. Über den zweiten Bildungsweg in Köln ist er Architekt geworden, doch „lnvestorenarchitektur hat mich nie gereizt“. Stattdessen hat er schon als Student im besetzten Stollwerkgelände Musterwohnungen eingebaut. Die STATTBAU-Projekte reizten ihn wegen den neuen Formen des Zusammenlebens und den selbstverwalteten, sozialen und kulturellen lnitiativen in den Stadtteilen. Alte Bausubstanz retten, spielenden Kindern und rockenden Jugendlichen einen Platz geben, kniffelige Aufgaben mit wenig Geld lösen – das begeistert Manfred, der selbst in dem Wohnproiekt „Autofrei Wohnen Saarlandstraße” lebt.

ROSEMARlE OLTMANN kam von Mieter helfen Mietern zu STATTBAU Hamburg. Als gelernte lndustriekauffrau mit Studium an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) sorgte sie für Ordnung in den Zahlen und betreute zahlreiche Wohnprojekte bei ihrer Entstehungsgeschichte. So erinnert sie sich gerne an die Kostendiskussionen und Zwetschgenkuchennachmittage in der Großen Freiheit. Sie ist Gründungsmitglied der Dachgenossenschaft Schanze und war 28 Jahre in ihrem Vorstand. Rosi kam aus einer 10-köpfigen Familie aus dem Alten Land und schätzte die urbanen Wohngemeinschaften in einer aufmüpfigen Zeit. Sie war zusammen mit Ihrem Mann, dem ehemaligen STATTBAU-Geschäftsführer Reiner Schendel, eine perfekte Gastgeberin bei ihren jährlichen Geburtstagsfesten am Tag vor Heiligabend. lmmer schick gekleidet – schließlich näht sie ihre Kollektion selber.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 24(2019), Hamburg