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Artikel Wohnprojekte Hamburg

Reif für die Insel – Baugemeinschaft in Wilhelmsburg

*** von Britta Becher ***

Aktuell plant eine Gruppe von 10 Haushalten (Singles, Paare und Familien) ein Baugemeinschaftsprojekt in Wilhelmsburg. Damit ist schon die Hälfte des zukünftigen Projekts belegt. Schon seit einigen Jahren bemühte sich STATTBAU um die Entwicklung einer Baugruppe, die nun, wo Wilhelmsburg stärker in den Focus der Hamburger Öffentlichkeit gerät, wächst. Kein Sahnegrundstück: Nordlage, Hochspannungsmast und (geplante) Hafenquerspange, aber Blick auf den Ernst-August-Kanal und mitten im lebendigen Reiherstiegviertel gelegen.

Jahrelang wollte niemand so recht auf diesem städtischen Grundstück bauen. Investoren planten – Altenwohnungen, denn für die gab es Förderung – und gingen. Die Baugemeinschaft wartete auf einen Partner, denn das Grundstück ist für ein Projekt allein zu groß. Erst einen Teil bebauen und abwarten, wie sich Wilhelmsburg entwickelt, um dann weitere Baugruppen zu interessieren, darauf wollte sich die Liegenschaftsverwaltung nicht einlassen.

Plötzlich im letzten Winter …

…kam Bewegung hinein. Das Grundstück wurde im Rahmen der Wohnungsbauoffensive an alle in Hamburg im Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen organisierten Genossenschaften angeboten. Gleichzeitig reklamierte die neu gegründete IBA-Gesellschaft das Grundstück, um es in die geplanten Aktivitäten einzubeziehen. Um der Gruppe das Grundstück zu sichern, bewarb sich die Wohnungsbaugenossenschaft Schanze für die Gruppe darum. Es fand sich jedoch zunächst kein weiterer Investor, selbst die in Wilhelmsburg aktiven Genossenschaften winkten ab. Erst nach längerem Suchen konnte die STEG Hamburg (Stadterneuerungsgesellschaft) dafür gewonnen werden, sich mit der Schanze um das Grundstück zu bewerben. Nun gibt es zwei Bauherrn mit unterschiedlichen Konzepten und der Vorstellung gemeinsam zu planen.

Die Kooperation mit der IBA ist möglicherweise ein Vorteil für die Baugemeinschaft, so genau lässt sich das noch nicht sagen. Ambitionierte Ziele für die Probleme der internationalen Stadtgesellschaft sollen die Bauherrn verwirklichen, das Klima retten, neue Formen von Nachbarschaft entwickeln und Möglichkeiten der Beteiligung umsetzen. Das alles mit einem relativ hohen Eigenkapitalanteil, innerhalb der Kosten-, Einkommens- und Wohnflächengrenzen der Förderung für Baugemeinschaften.

Städtebaulicher Wettbewerb für ein innovatives Ergebnis

Entwickelt wird das in einem von der IBA durchgeführten städtebaulichen Wettbewerb, mit dem versucht wird, die eierlegende Wollmilchsau zu erfinden: hochwertiges energetisches Konzept, spannende Bauweise, alle Interessen der zukünftigen NutzerInnen einbeziehen… und das zu möglichst niedrigen Preisen.

Diese Probleme werden bereits seit Jahren von zahlreichen Wohnprojekten in ihren Häusern und Quartieren bewegt und mit baulichen oder sozialen Innovationen beantwortet, so dass es bestimmt zu guten Lösungen kommt. An den Bauherrn soll es nicht scheitern. Eher noch an den Kosten, denn der beschriebene Standard ist zu den üblichen Kostengrenzen voraussichtlich nicht zu haben. Hier ist z. B. die IBA gefordert, mit zusätzlichen Mitteln diese besonderen Qualitäten zu unterstützen.

Die Wettbewerbsergebnisse werden Ende Oktober vorliegen. Damit werden ein städtebaulicher Entwurf und Überlegungen zu Bauweisen und –standards vorliegen, mit denen die Gruppe dann weiterplant.

Die Gruppe will genossenschaftlich bauen, zusammen mit der Wohnungsbaugenossenschaft Schanze, die ja bereits für viele Wohnprojekte eine Trägerform bietet. Auch für die Schanze ist der „Sprung über die Elbe“ eine neue Erfahrung. Doch mit der Baugruppe, die sich bereits mit Wilhelmsburg bekannt macht und z.T. schon dort wohnt, ist der Sprung machbar.

Kontakt zur Baugruppe Juliane Chakrabarti: […] Erwin Wolgast […]. Informationen: schipperort

Britta Becher ist Stadtplanerin, arbeitet seit Jahren bei STATTBAU und beschäftigt sich seit kurzem gerne mit Wilhelmsburg und seinen Wasserstraßen

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 14(2007), Hamburg