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Artikel Wohnprojekte Hamburg

Haus und Hof

Schäden erkennen, bevor es zu spät ist

*** von Sönke Müller und Tina Offeney ***

Wenn man mit Bewohnern von Wohnprojekten über ihre Häuser ins Gespräch kommt, geht es häufig um die Fragen wer sich eigentlich um Instandhaltung der Häuser kümmert, wie man zu den richtigen Entscheidungen kommt und was wann und wie repariert wird.

Waren in den alten Projekten noch die Bewohner in den Sanierungsprozess durch viel Selbsthilfe integriert, hatten sie vielleicht dadurch auch handwerkliche Bauberufe gelernt, beziehen heute viele Gruppen fertig sanierte Häuser oder einen Neubau. Dadurch kennen sie ihre Häuser nicht so gut und es fehlen Erfahrungen in der Organisation von Baustellen. Daran anknüpfend und angeregt durch P99 haben wir, Sönke Müller und Tina Offeney die Idee „Haus & Hof“ entwickelt.

Ich, SÖNKE MÜLLER, bin Bewohner vom Ottenser Dreieck und Industriekletterer, habe durch langjährige Mitarbeit in der Selbstverwaltung im eigenen Projekt und auf meinen Baustellen die Thematik aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt. Nachdem unsere Gebäude fertig gestellt waren, mussten wir gleich mit großen baulichen Mängeln zurechtkommen und haben diese in zwei großen Sanierungsmaßnahmen versucht zu beheben, was uns auch im Großen und Ganzen gelungen ist. Als Kletterer werde ich häufig zur Beurteilung und Beseitigung von Bauschäden an unzugänglichen Stellen bestellt. Aus diesen Erfahrungen erwuchs der Wunsch sich mit allen Projekten zu verbinden, um diese Dinge für die Zukunft professioneller zu lösen.

Ich, TINA OFFENEY, war in der Jägerpassage von Anfang an dabei und habe die Höhen und Tiefen einer langwierigen und liebevollen Sanierung der Jäpa Südterrasse mit viel Selbsthilfe kennengelernt. Von der Idee überzeugt, dass man das alles selber machen und Verwaltung irgendwie auch Spaß machen kann, arbeite ich seit 2005 bei den Alternativen am Elbufer im Büro. Dort wird im Team, es gibt zwei festangestellte Handwerker, viel Instandhaltung selbst gemacht und organisiert. Darüber hinaus betreue ich als Selbstständige einige Wohnungseigentümergemeinschaften in technischen Fragen. Wir haben dann zu mehreren Treffen Wohnprojekte eingeladen und festgestellt, dass das Thema der Instandhaltung von Gebäuden viele bewegt und das Interesse an Austausch und Beratung groß ist. Für alle Projekte ist es schwierig genau das richtige Konzept für Hilfe und Beratung zu finden, da jede Gemeinschaft anders tickt. In der Praxis wird sich dann zeigen, ob das vorgestellte Konzept und der ausgearbeitete Dienstleistungsvertrag, zu der Arbeit mit den Projekten passen.

Die Idee ist, zuerst alle beteiligten Wohnprojekte zu besuchen und gezielt Fragen zur Substanz des Gebäudes und zu den bisherigen Erfahrungen mit Firmen, Handwerkern, eigenen Strukturen und Abwicklung von Baustellen zu stellen. Daraus soll eine Datensammlung entstehen, die unsere eigenen Erfahrungen ergänzt. In der Beratung soll uns dieser Infopool ermöglichen zu bestimmten Sachverhalten mehrere Möglichkeiten aufzuzeigen. Das betrifft dann sowohl die Auswahl der Werkstoffe und Baufirmen, die Art der Ausführung, mögliche Komplikationen und das Erkennen und Analysieren von Schäden. Entstehen soll dabei auch eine Liste mit Handwerkern mit denen es gute Erfahrungen gibt. Denkbar ist es auch mit Kooperationspartnern die Bauleitungen von überschaubaren Maßnahmen anzubieten.

Für die Interviews, Erstellung der Datenbank und die Beratung der Wohnprojekte wird ein Jahresbeitrag erhoben. Inzwischen haben wir den Wohnprojekten das Konzept und den Vertrag für die Beteiligung an unserem Vorhaben zukommen lassen. Aktuell haben wir einige Projekte gewinnen können und auch mehrere Absichtserklärungen bekommen. Wir hoffen, dass noch viele hinzukommen und beantworten gerne Fragen oder schicken das Konzept zu. 

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 21(2015), Hamburg