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Architektur/Planungskultur Artikel Stadtentwicklung

Baugemeinschaften in Hamburg Ohlsdorf

Kleine Horst

*** von Angela Hansen ***

Im Stadtteil Klein Borstel, nördlich des Ohlsdorfer Friedhofs entsteht ein neues Wohnquartier. Die Infrastruktur des Umfeldes, die gute öffentliche Verkehrsanbindung und die fußläufig entfernten bedeutenden Erholungs- und Freiräume machen die Lage zu einem überaus attraktiven Wohnstandort insbesondere für Familien, aber auch für ältere Menschen und Singles.

Etwa ein Drittel der zur Verfügung stehenden Fläche kann von Baugemeinschaften bebaut werden. Der Bebauungsplan Ohlsdorf 12 gibt die Struktur für die Bebauungsdichte vor. Für die konkrete Gestaltung haben die Stadtplanungsabteilung des Bezirkes Hamburg Nord und die Agentur für Baugemeinschaften im Einvernehmen mit zwei interessierten Gruppen ein Pilotverfahren durchgeführt. Der Bezirk hat für ein „Konkurrierendes Verfahren zur Erlangung von städtebaulichen Entwürfen für Baugemeinschaften“ (Gutachterverfahren) tief in sein Budgetsäckel gegriffen.

Zu den Anfängen

Schon seit Jahren gibt es zwei aktive Baugruppen, die sich für die Fläche am Rande des Ohlsdorfer Friedhofs interessieren. Sowohl die Gruppe „GOFI“ als auch die autofreie Gruppe „Mobiles Wohnen“ haben sich – zunächst bei der Liegenschaftsverwaltung, später bei der Agentur für Baugemeinschaften – auf ein Grundstück beworben und erste Konzepte und Entwürfe vorgelegt. Die Bezirksversammlung unterstützte die Ideen der Baugemeinschaften. Konkret wurde es erst 2004, als die nördlichen Flächen des Plangebietes – an der S-Bahntrasse gelegen – für Baugemeinschaften disponiert wurden.

NeuStadt-Architekten: Der Lageplan des 2. Preises

Nun konnte die städtebauliche Planung beginnen

Das Erschließungssystem mit einer offenen Überflächenentwässerung und einem städtischen Platz im Quartierszentrum erfordern eine adäquate Bebauung, die Platzkante muss räumlich gefasst werden. Es entstand die Idee, ein Gutachterverfahren mit einer begrenzten Teilnehmerzahl von Planungsbüros durchzuführen, um einen städtebaulichen Typus ınit eigenständigem Charakter entwickeln zu lassen. Mit dem für die städtische Bauweise typischen Prinzip der klar definierten funktionalen Trennung von öffentlichem und privatem Raum sollte eine gestalterische Verknüpfung von Stadtraum, vorhandenen Landschaftselementen und privaten Freiflächen erfolgen.

Architekten Arbeitsgemeinschaft lab_ik \ irmel kunz_architektin + Architekten Gössler:
Lageplan des dritten Entwurfs für das Grundstück

Wieder gab es regen Austausch zwischen Verwaltung und Gruppen. Die beiden Gruppen GOFI – zwischenzeitlich erweitert um LUZIE – und Mobiles Wohnen konnten für die Idee des Gutachterverfahrens gewonnen werden. Trotz Gruppenfindungsprozesserı sowie diversen Planungs- und Finanzierungsunsicherheiten fanden die Gruppen die Zeit, gemeinsam mit der Verwaltung fünf Planungsbüros auszuwählen, die am Verfahren teilnehmen.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs

Von Mitte April bis Ende Mai wurde entworfen. Keine einfache Aufgabe für die Planenden; Gruppenwünsche, rechtliche Vorschriften, wirtschaftliche Betrachtungen etc. mussten „unter einen Hut“ gebracht werden. Die noch „geheimen“ Ergebnisse wurden in einer sog. Vorprüfungswoche aus jeweils unterschiedlicher fachlicher und gruppenrelevanter Sicht beurteilt. Ein Preisgericht – besetzt mit ausgewählten Personen aus Politik, Verwaltung, einer freien Stadtplanerin und den beteiligten Gruppen – kürte zwei 2. und einen 3. Preis. Die darin enthaltenen städtebaulichen Ideen sollen nun in der konkreten Planungsphase weiter verfolgt werden.

Architekten Möller Seifert: Auch ein 2. Preis: Entwurf mit Perspektive

Mit der Anhandgabe geht es jetzt weiter

Inzwischen sind die Flächen anhand gegeben worden, so dass die Gruppen ca. ein Jahr Zeit haben für ihre Detailplanung. Wir freuen uns schon jetzt aufdie Entwürfe, die zur Realisierung führen. Gedankt sei an dieser Stelle nochmals allen am Verfahren Beteiligten, dass sie dieses – insbesondere den Gruppen nicht vertraute Verfahren – so engagiert mit getragen haben.

Die fünf beteiligten Büros

  • ArchitektenArbeitsgemeinschaft lab_ik \ irmel kunz_architektin + Architekten Gössler
  • Architekten Möller Seifert
  • Fin Architekten (Kreiss und Knöchlein)
  • NeuStadtArchitekten Diesing, Bulla und Jakobs
  • Plan-R, J. Reinig

Für interessierte Einzelinteressenten:

Gruppe GOFI/LUZIE
Ansprechpartner Herr Zeller

Gruppe MobilesWohnen
Ansprechpartner Herr Blanck

Angela Hansen ist Mitarbeiterin in der Agentur für Baugemeinschaften in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg. Sie hat den Planungsprosess um die Kleine Horst begleitet.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 12(2005), Hamburg