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Bewegung im Verband

*** von Joachim Wege ****

Dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. (VNW) gehören in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein 301 Mitgliedsunternehmen in der Rechtsform der Kapitalgesellschaft bzw. der Genossenschaft an. Sie verwalten einen Bestand von rund 726.000 eigenen und 75.000 fremden Wohnungen.

Gründungswelle seit 1985

Am Beispiel des Wohnungsmarktes in Hamburg kann verdeutlicht werden, welche wichtige Rolle Wohnungsbaugenossenschaften vor allem bei der Vermietung spielen. Lt. einer Studie von F + B vom Januar 1998 werden die rund 832.000 zur Verfügung stehenden Wohnungen in Hamburg zu 83 % von Mietern bewohnt. 18 % des gesamten Mietwohnungsbestandes – das entspricht ca. 125.000 Wohnungen – sind davon im Besitz von 47 Genossenschaften. Davon unterliegen knapp 50.000 Wohnungen der Belegungsbindung als Sozialwohnung. Somit stellen Wohnungsbaugenossenschaften auch einen großen Teil der in Hamburg neu errichteten Sozialwohnungen.

Die Attraktivität der Wohnungsgenossenschaften drückt sich auch dadurch aus, daß sowohl die Zahl der Genossenschaftsmitglieder als auch die Zahl der Wohnungsgenossenschaften steigt. Seit 1985 wurden im gesamten Verbandsgebiet 24 neue Genossenschaften gegründet, davon allein 17 in Hamburg. 13 dieser Genossenschaften sind entstanden, da der Wunsch zahlreicher Bürgerinnen und Bürger in Hamburg nach einer gemeinschaftlichen Wohnform sehr groß war. Hierbei handelt es sich um verschiedene Wohnprojekte in Größen zwischen 6 und 85 Wohnungen bei einer Gesamtzahl von bereits rd. 330 Wohneinheiten.

Beratung, Kooperation und Austausch

Unterstützung finden die neugegründeten Genossenschaften vor allem beim VNW. Jurist und Wirtschaftsprüfer sind die ersten Ansprechpartner, die die Unternehmen bis zur Gründung beraten und schließlich das Gründungsgutachten erstellen. Fachlichen Rat holen sich die neugegründeten Genossenschaften auch bei den schon lange bestehenden Unternehmen. Solidarisch werden Ratschläge erteilt und Empfehlungen ausgesprochen. Es sind bereits Kooperationen entstanden zwischen „Altgenossenschaften“ und „jungen Genossenschaften“.

Der VNW unterstützt diesen Erfahrungsaustausch außerdem durch einen gegründeten „Gesprächskreis mit kleinen Wohnungsgenossenschaften“. Er wurde vor einem Jahr ins Leben gerufen, um den Vorständen der kleinen Genossenschaften die Gelegenheit zu geben, ihre Probleme zur Diskussion zu stellen bzw. Erfahrungen anderer Genossenschaften aufzunehmen. Diese mit Erfolg angenommene Gesprächsrunde tagt halbjährlich, um die aktuellen und gewünschten Themen schwerpunktmäßig abzuarbeiten. Von diesem Erfahrungsaustausch können alle profitieren.

In diesen neu gegründeten Wohnungsgenossenschaften werden die Genossenschaftsprinzipien der Selbsthilfe und Selbstverwaltung ähnlich wie in der Entstehungsphase der Genossenschaftsbewegung neu gestaltet und umgesetzt.

Joachim Wege ist Präsident des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 2(1998), Hamburg