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Hamburger Infobörse Gelbe Seiten für Wohnprojekte

*** von Ulrike Petersen ***

Vor einem guten halben Jahr konnte die „ Hamburger Infobörse gemeinschaftliches Wohnen“ installiert werden, um Menschen, Gruppen und Projekte im Sinne gemeinschaftlichen Wohnens miteinander in Verbindung zu bringen. Die öffentliche Resonanz auf diese Initiative der Grauen Panther ist ausgesprochen positiv. Nach der Aufbauphase im Jahr 1997 wächst die Zahl der Nutzer kontinuierlich an und bestätigt auf ein Neues das große Interesse an Wohngruppenprojekten.

Fisch sucht Fahrrad

Wer beteiligt sich an der Börse ? Was wird gesucht ? Was geboten ? Häufig gestellte Fragen. Eine erste Auswertung soll Einblick gewähren, nicht nur um soziologische Neugierde zu befriedigen, sondern um vor allem den Wohngruppen und Projektentwicklern Hinweise über Angebot und Nachfrage sowie Anregungen über Wohnwünsche und Präferenzen zu geben. Zur Zeit suchen 78 Personen (60 Frauen/18 Männer) per „Infobörse“ Anschluß an eine gemeinschaftliche Wohnform. In der Altersverteilung dominieren die mittleren und älteren Jahrgänge. Bei der Mehrzahl der Suchenden (58 Personen) handelt es sich um Ein-Personen-Haushalte.

Gemäß den Wohnwünschen (Mehrfachnennungen sind möglich) werden abgeschlossene „Wohnungen“ ( 42 Personen möchten 40-60 qm, 23 Personen 60-80 qm , 16 Personen 80 qm und mehr Wohnfläche) innerhalb „alters­gemischter“ (73 Personen) „Hausgemeinschaften“ (78 Personen) bevorzugt. 66 Personen haben „Stadt“ als Wohn-Standort angegeben, wobei zu unterscheiden ist nach „Zentrum“ (19 Personen) und „Stadtrand“ (35 Personen). Wichtig sind  „Garten“ (44 Personen) und ein „Arbeits- bzw. Gemeinschaftsraum“(49 Personen);  „Alt- oder Neubau“ (46/38 Personen) halten sich in etwa die Waage. Diese Kernaussagen ließen sich durch eine Reihe weiterer und vielfältiger Merkmale und Wohnwünsche fortsetzten.

Auch Anbieter sind angesprochen

Auf der Angebotsseite sollen vor allem geplante oder realisierte Projekte und institutionelle Anbieter, wie z.B. Wohnungsbaugesellschaften, Aufnahme in der „Infobörse“ finden. Bisher haben sich 12 Projekte eintragen lassen. Das dürften gern mehr werden! Von den 12 Projekten sind 10 in Planung, ein Projekt befindet sich in der Bauphase und ein weiteres Projekt ist bereits realisiert. Bei den Projekten handelt es sich z.B. um eine geplante Frauen-Hausgemeinschaft in Ottensen, um ein Altenwohnprojekt im Süden Hamburgs, das von einer Genossenschaft geplant wird und um ein alters- und sozialgemischtes Projekt noch ohne festen Standort. Außerdem bieten zwei Personen über die Börse Platz für WG-Mitbewohner an.

Was will die Infobörse?

Die Aufgabe der „Infobörse“ besteht darin, Einzelpersonen entweder mit anderen Suchenden zwecks Gründung einer neuen Wohninitiative in Kontakt zu bringen oder aber Suchenden Anschluß an eine Projektgruppe bzw. ein Projekt zu verschaffen. Eine Datenbank dieser Art ist ein sensibles, quicklebendiges und zeitintensives Medium. Abgesehen davon, daß sich persönliche und kollektive Angaben rasch ändern können, sind die Daten je nach Abfrageintensität und unter Berücksichtigung individueller und gruppenspezifischer Besonderheiten stets in Bewegung. Neben der ständigen „Handarbeit“ der Datenaktualisierung ist es im Vorfeld wichtig, daß alle Interessierten – Einzelpersonen und Wohngruppen – ausreichend über den Sinn und die Grenzen der „Infobörse“ Bescheid wissen, um falsche Erwartungen zu vermeiden.

Infos müssen aktuell sein

Im Anschluß an die Dateneingabe und die ersten Abfragen darf der Kontakt zwischen Börse und deren Nutzer keinesfalls abreißen. Nur per Rückmeldung kann in Erfahrung gebracht werden, wie und ob die Vernetzung klappt. Von daher der Appell an alle bisherigen und zukünftigen Nutzer, den Informationsfluß mitzugestalten und aktiv in Verbindung zu bleiben ! Die „Infobörse“ ist ein (selbst)hilfreiches Vernetzungsinstrument. Aber nicht nur das. Sie ist zugleich ein Barometer für Angebot und Nachfrage kollektiver Wohnformen in Hamburg. Und natürlich ist sie stets auf Öffentlichkeit und wachsende Inanspruchnahme angewiesen. […]

Wer mehr erfahren möchte: Graue Panther Hamburg e.V. […]

Ulrike Petersen ist Mitarbeiterin der Grauen Panther

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 2(1998), Hamburg