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Artikel Stadtentwicklung Wohnungspolitik

Das ABB-Programm

Zur Zukunft alternativer Sanierung

*** von Karin Schmalriede und Tobias Behrens ***

„Nichts ist so gut, daß es nicht noch verbessert werden könnte!“ Nach diesem Motto hat sich die Stadtentwicklungsbehörde daran gemacht und will die drei erfolgreichen Programme: ABB, Revita und Armutsbekämpfung zu einem Gesamtprogramm für eine „soziale Stadtentwicklung“ zusammenschweißen, um den neuen Anforderungen an eine soziale Stadtentwicklungspolitik gerecht zu werden. Ob es wirklich soweit kommt, ist derzeit völlig offen.

Wachsender Unmut und Hausbesetzungen

Seit 1984 gibt es das ABB-Programm. ABB steht für „alternativer Baubetreuer“. Das Programm entstand im Zuge der Haubesetzungsproblematik und wurde 1987 gemeinsam von Bau- und Sozialbehörde mit der Installierung von zwei Alternativen Sanierungsträgern (LAWAETZ und STATTBAU) zum Programm „Stadterneuerung und soziale Arbeit“ weiterentwickelt. Die beteiligten Behörden und auch eine 1997 durchgeführte Evaluation beurteilen die Ergebnisse des Programms positiv. Auch der Rechnungshof unterzog das Programm einer Prüfung und stellte in seinem Abschlußbericht fest, daß das „Programm im Spannungsfeld zwischen alternativer Szene, Politik und Verwaltung … erfolgreich war.“

Die alten Problemlagen

Viele Problemlagen, die Mitte der 80er Jahre wesentlich zur Auflage des Förderprogramms führten, haben sich nicht erledigt. Sie wirken sich immer noch negativ auf die sozialen Verhältnisse in Hamburg aus. Dazu zählen insbesondere

  • die überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen unter 25 Jahren
  • der hohe Anteil von Sozialhilfeempfängern
  • ein nach wie vor großer Mangel an preiswertem Wohnraum – trotz der vielfach konstatierten „Entspannung auf dem Wohnungsmarkt“.

Das ABB-Programm hat sich dieser Problemlagen bereits Mitte der 80er Jahre angenommen, indem z.B.

  • sozial benachteiligte Menschen über Selbsthilfemaßnahmen berufliche Orientierung und Qualifizierung erhielten und ihnen so der Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht wurde,
  • neue Wohn- und Lebensformen entwickelt werden konnten, die den Einzelnen in die Lage versetzen, Perspektivlosigkeit und Isolation zu überwinden,
  • preiswerter Wohnraum besonders den Menschen und Gruppen zur Verfügung gestellt wurde, die ihn nötig hatten.

Die neuen Herausforderungen

Geändert hat sich im Vergleich zu den Entstehungsjahren des Programms, daß es keinen nennenswerten Wohnungsleerstand in der Stadt mehr gibt. Hausbesetzungen und damit einhergehende Randale sind selten geworden. Galt es anfangs, einzelne auffällige jugendliche „Randgruppen“ zu integrieren, so stehen heute in bestimmte städtischen Teilräumen ganze Bevölkerungsgruppen vor der Ausgrenzung. Angesichts teilweise gleich gebliebenen Problemlagen und veränderten Herausforderungen an die Politik ist eine Weiterentwicklung des ABB Programms notwendig. Aus Sicht der beiden Alternativen Sanierungsträger muß das Programm weitergeführt werden, um besonders benachteiligte Zielgruppen oder innovative Wohnprojekte zu fördern und um konstruktive Lösungen für städtebaulich bedeutsame bzw. sanierungspolitisch problematische Gebäude zu entwickeln. Wie schon in der Vergangenheit sollten sich diese Projekte in vorhandene stadtentwicklungspolitischen Strategien einbinden lassen. Zugleich muß jedoch der Spielraum gewährleistet sein, flexibel auf unterschiedliche soziale oder städtebauliche Probleme reagieren zu können.

Erfahrungen in neuen Gebieten anwenden

Das Programm muß in den neuen Armuts- bzw. Stadterneuerungsgebieten verstärkt zum Einsatz kommen, um mit Selbsthilfeprojekten auch dort preiswerten Wohnraum zu schaffen und zusätzliche Stabilisierungseffekte zu erzielen. Bei den ersten Projekten, die die Sanierungsträger in Gebieten mit besonderem sozialpolitischen Handlungsbedarf entwickeln, zeigt sich, daß es dort ein großes Interesse an ABB-Projekten gibt. Freilich kann man in diesen Stadtvierteln nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn die Stadt alle ihre Handlungs- und Finanzierungsmöglichkeiten zu einem integrierten Vorgehen bündelt. Mit dem ABB-Programm wurden vielfältige positive Erfahrungen gesammelt, die auch zukünftig genutzt werden sollten. Wenn es dieses Programm nicht schon seit über zehn Jahren geben würde, müßte es heute erfunden werden.

Karin Schmalriede ist Geschäftsführerin der Johann Daniel-Lawaetz-Stiftung, Tobias Behrens Geschäftsführer der STATTBAU HAMBURG GmbH

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 2(1998), Hamburg