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Altwerden im Quartier Beitrag der Redaktion

Hamburger Wohn-Pflege-Formen zwischen Kostendruck und Potentialen

Hamburger Koordinationsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften

*** Maike Mahlstedt ***

Wohn-Pflege-Projekte spielen neben der ambulanten Pflege im eigenem Zuhause, den nachbarschaftlichen Treffpunkten und Beratungs-möglichkeiten eine entscheidende Rolle, um ein „Wohnen bleiben im Quartier“ zu ermöglichen.
Die Hamburger Koordinationsstelle unterstützt seit 2006 die Planung und Umsetzung von kleinräumigen Wohn-Pflege-Formen für Menschen, die aufgrund von Erkrankungen ihren eigenen Haushalt nicht mehr führen können und stärker in Gemeinschaft aber weiterhin selbstbestimmt leben möchten. In einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft leben Menschen in einer familiären Atmosphäre zusammen, die aus körperlichen oder psychischen Gründen auf Begleitung, Betreuung und Pflege angewiesen sind.

Der Stadt Hamburg sind diese Wohn-Pflege-Formen wichtig. Sie setzt sich behördenübergreifend für diese Wohnformen ein, wie der im Juli verabschiedete Aktionsplan „Age friendly City“ und die Förderungen der IFB sowie der Sozialbehörde zeigen. Und das zu Recht! Denn Wohn-Pflege-Gemeinschaften stehen für eine gute pflegerische Versorgung, für Selbstbestimmung, mehr Individualität und Flexibilität sowie für Gemeinschaftlichkeit und Solidarität.

Jedoch stehen die Wohn-Pflege-Gemeinschaften, wie die Pflege-Versorgungsstrukturen insgesamt aktuell vor großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Da sind zum einen die stark gestiegenen Kosten für Pflege, mit denen die Erhöhungen der Pflegekasse nicht Schritt halten. Der daraus resultierende Anstieg der Eigenanteile, der Pflegekräftemangel, die Baukrise sowie der Mangel an fehlenden Bauflächen, stellen Pflegebedürftige, Dienstleister und Initiatoren von Wohn-Pflegeformen immer wieder vor große Probleme.

In diesem Spannungsfeld von Potentialen und Herausforderungen im Kontext der Wohn-Pflege-Gemeinschaften setzten wir uns im Arbeitsalltag für die Verbesserung der Rahmenbedingungen ein. Dabei diskutieren wir auch bundesweit mit anderen Akteurinnen in diesem Feld neue Lösungsansätze. Um den Fortbestand und die Weiterentwicklung von Wohn-Pflege-Gemeinschaften im Quartier auch in Zukunft sicherzustellen, müssen verschiedene Bereiche dringend bearbeitet werden. So braucht es eine Finanzierungsstruktur, die das Prinzip der gemeinschaftlichen Versorgung abbildet, Synergien fördert und die Eigenmittel nicht endlos steigen lässt. Wichtig sind außerdem mehr bindende Zielgruppenkonzepte bei der Vergabe von städtischen Grundstücken und eine Diskussion zum Thema Qualitätssicherung bei besonderen Wohnformen in geteilter Verantwortung zwischen Angehörigen, Pflegedienst und Vermietung.

In Hamburg werden in den kommenden Jahren weitere Wohn-Pflege-Projekte in Bestands- und Neubauquartieren entstehen. Diese Projekte sollen nicht nur vielfältig gestaltet werden, um zukünftig auch Menschen mit internationaler Familiengeschichte und aus der LSBTIQplus-Communiy mit einzubeziehen, sondern auch in Quartieren umgesetzt werden, die bisher unterversorgt sind. Wir beraten, unterstützen und vernetzen hierfür die verschiedenen Akteurinnen bei der Planung und Umsetzung. Außerdem sind wir für die Verbesserung der Rahmenbedingungen im kontinuierlichen Austausch mit der Sozialbehörde.