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Artikel Wohnprojekte Hamburg

Im Dickicht

*** von Marina Pohlmann ***

Nach dem Erfolg des ersten Bauabschnittes „Autofreies Wohnen an der Saarlandstraße“, der seit 2000 fertig gestellt und bewohnt ist, sollte unter dem gleichen Motto ab 2004 mit der Bebauung des zweiten Bauabschnitts begonnen werden. Welche unvorhergesehenen Probleme sich bei der Planung jedoch zeigten, beschreibt Marina Pohlmann im folgenden Text.

Vor gut zwei Jahren hörte ich von einer Freundin, die im 1. Bauabschnitt „Autofreies Wohnen“ an der Saarlandstraße wohnt, dass sich eine Projektgruppe findet, um den 2. Bauabschnitt, der ebenfalls autofrei sein solle, ins Leben zu rufen.

Da mir die Wohnform autofrei – entstanden aus einer Initiative – sehr gefällt, habe ich beschlossen, mich dieser Projektgruppe anzuschließen. Voller Elan begannen wir mit den üblichen Arbeiten stark unterstützt vom Verein Autofreies Wohnen e.V. Als wir den Antrag auf Anhandgabe stellten, gingen wir davon aus, dass es jetzt absehbar sei, wann es los ginge. Der Bebauungsplan für das von uns erwünschte Grundstück sieht die autofreie Bebauung vor.

Doch weit gefehlt. Zunächst bekamen wir die Auskunft von der Liegenschaft, dass aufgrund des herrschenden Personalmangels die Bearbeitung nicht vor Ende des Jahres 2003 erfolgen könne. Es folgten dennoch Gespräche mit der Liegenschaft und ab 2004 auch mit der neugegründeten Bauagentur. Dann folgte die Auskunft, dass das von uns gewünschte Grundstück nur zusammen mit einem anderen an der Saarlandstraße gelegenen Grundstück vergeben werde. Für dieses weitere Grundstück sieht der Bebauungsplan eine gemischt genutzte Bebauung (Gewerbe/ Wohnen) vor.

Kein Zugang zum Grundstück

Wir wählten eine Architektin und schlossen einen Kooperationsvertrag mit dem Eisenbahnbauverein Harburg (EBV). Nachdem unser finanzstarker Kooperationspartner auch die Anhandgabe des weiteren Grundstückes beantragt hatte, hofften wir wieder auf eine kurzfristige Vergabe der Grundstücke von der Liegenschaft an die Bauagentur und von dieser wiederum die Zuteilung an uns bzw. den EBV. In den verschiedenen Terminen der Liegenschaft zur Entscheidung über die Weitergabe verschiedener Grundstücke an die Bauagentur wurden die von uns gewünschten Grundstücke – trotz mehrmaliger Ankündigung – nicht bearbeitet.

Geht alles noch einmal von vorne los?

Dann hörten wir, es gebe einen weiteren Bewerber auf die Grundstücke, einen Bewerber, der sich auch bereits früher für das gemischt genutzte Grundstück interessiert habe. Nach meiner Kenntnis hatte dieser Bewerber die Anhandgabe sogar bekommen, aus dem Projekt war aber nichts geworden.

Verschiedene von uns und unserer Architektin angeregte Termine mit Liegenschaft und Bauagentur sind ohne Angabe von Gründen abgesagt, die Zuweisung der Grundstücke an die Bauagentur immer wieder verschoben worden.

Der aktuelle Stand der Dinge ist nach meiner Kenntnis, dass für das gemischt genutzte Grundstück ein neues Bebauungsplanverfahren ausgeschrieben werden soll und die Kosten dieses Verfahrens vom Investor getragen werden sollen. Der Investor soll außerdem verpflichtet werden, auf dem rückwärtigen Grundstück mit einer Baugruppe zu bauen. Ich hörte, die Stadt wolle die Grundstücke trotz dieser Auflagen höchstbietend verkaufen.

Kein verlässliches Verfahren

Leider bin ich derzeit sehr pessimistisch, dass ich jemals in den 2. Bauabschnitt „Autofreies Wohnen“ an der Saarlandstraße einziehen werde. Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum bei diesem Grundstück nicht nach dem in Hamburg etablierten Verfahren der Grundstücksvergabe an Baugemeinschaften vorgegangen wird. In einer Bindung an einen uns fremdem Investor, der keine Erfahrungen mit Baugruppen hat, sehen wir keine Möglichkeit unsere Vorstellungen zu realisieren. Außerdem sind wir zur Realisierung des Bauvorhabens auf keinen neuen Investor angewiesen. Unsere Gruppe hat sich soweit vorbereitet, dass wir bei einer Anhandgabe unverzüglich mit der Planung und Realisierung beginnen könnten.

Marina Pohlmann ist Interessentin im Projekt „Autofreies Wohnen in der Saarlandstraße“ 2. Bauabschnitt.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 11(2004), Hamburg