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Architektur/Planungskultur Artikel

Neues an der Bille

*** von Peter Kay ***

Hamm-Süd ist wieder im Kommen: auch als Wohnstandort. Über 300 Wohnungen an der Bille, in unmittelbarer Nähe zur Hamburger City werden gebaut. Verantwortlich dafür ist die Baugenossenschaft freier Gewerkschafter. Sie läßt zwei unterschiedliche Wohnkonzepte realisieren: die beiden ersten Preise eines städtebaulichen Wettbewerbs. Genossenschaftlicher Wohnungsbau ganz anders.

Alle in die Halle – die Architektur von Alexandra Czerner

Die städtebauliche Grundidee ist bestechend: Jeweils zwei leicht V-förmig zueinander stehende Gebäude bilden eine Gasse die zum Verweilen, Spielen und Klönen einlädt. Statt Treppenhäuser gibt es in jeder Gasse zwei großzügige Freitreppenanlagen mit Podesten, die die Gebäude verbinden und auf den Etagen weiteren Raum zum Kommunizieren bieten. Diese Gassen erhalten gläserne Dächer, die den Bogen je vom einen zum anderen Gebäude schlagen. Eine fast geschlossene Glasfassade zur Straßen- und Wetterseite sowie eine im Süden zur Bille zur Hälfte geschlossene Glasfassade trennen den öffenlichen vom halbprivaten Bereich.

Architekturmodell: Alexandra Czerner

Die überdachten Wohngassen werden so zu ganzjährig nutzbaren Wohnhallen, die die Wohnungen erschließen. Kleinen Kindern wird es hier auch bei verhältnismäßig ungemütlichem Wetter noch Spaß machen, „draußen“ zu spielen. Ihre Eltern verlieren sie aufgrund der zur Halle orientierten Küchen und Essbereiche nicht aus den Augen. Die Wohnräume hingegen sind alle zur Gartenanlage bzw. zu den Mietergärten hin orientiert und gewähren einen Blick zur Bille. Jeweils 45 Wohnungen liegen an solch einer Halle. Vier davon mit insgesamt 180 Wohnungen werden gebaut.

Für Leute, die anonym bleiben möchten, ist diese Wohnanlage sicher nicht das Richtige. Deshalb hat sich die Baugenossenschaft entschlossen, eine Alternative am gleichen Standort zu bauen: auch den zweiten Preis des Wettbewerbs.

Nähe und Distanz: die Architektur von Kähne, Birwe, Nähring und Krause

Jeweils zwei Gebäuderiegel mit dazwischen versetzt liegenden Punkthäusern bilden eine Außenanlage die aus vier kleinen mit einem Weg verbundenen Höfen besteht. Von diesen Höfen gelangt man jeweils zu den transparenten Treppenhäusern, die die Punkthäuser mit den längeren Gebäuden verbinden und von dem die Wohnungen jeweils durch einen eigenen Laubengang erschlossen werden. Diese Laubengänge können deshalb auch wie ein Balkon genutzt werden.

Architekturmodell: Kähne, Birwe, Nähring und Krause

Auch in dieser Wohnanlage mit 61 Wohnungen sind die Funktionsbereiche zu den Höfen bzw. zu den halbprivaten Flächen angeordnet, so dass aus möglichst vielen Wohnräumen der Blick zur Bille ermöglicht wird. Großzügige Balkone mit geschlossenen Brüstungen sowie mit hohen Hecken eingefaßte Mietergärten bieten bei schönem Wetter Rückzugsmöglichkeiten im Freien. Dieser Bauabschnitt besteht aus zwei Wohnanlagen mit jeweils 61 Wohnungen, der durch zwei Punkthäusern mit zusammen 16 Wohnungen unterteilt wird.

Flexibel in der Nutzung – Mitsprache bei der Ausstattung

Die Planungen beider Architekturbüros zeichnen sich aus durch: variabel nutzbare Wohnungsgrundrisse, Belichtung von zwei Seiten und durch eine gelungene gestufte Erschließung der Wohnungen (öffentlicher Bereich, halböffentlicher Bereich, privater Bereich). Außerdem ist in beiden Wohnanlagen nach Bedarf die Einrichtung von Mietergärten vorgesehen. Die Autos verschwinden in den Tiefgaragen unter den Gebäuden und Höfen. Je Förderungsweg und Einkommen werden die Mieten zwischen 9,90 und 13,90 DM betragen. Der Bauherr wird bei der Vermietung von der Möglichkeit des Belegungstausches Gebrauch machen, um auch denen das Wohnen an der Bille zu ermöglichen, die keinen § 5-Schein mehr erhalten.

Interessenten für die neuen Wohnungen an der Bille können sich schon jetzt ein Bild von der Ausstattung ihrer künftigen Wohnung in unserem Hause machen. Im Rahmen einer Beratung zeigen wir ihnen unsere Ausstellungsflächen und ermöglichen die Auswahl verschiedener Linoleumbeläge, Fliesen und Bordüren für Bäder und Küchen. Außerdem stehen verschiedene Küchenfronten und Arbeitsplatten für die Einbauküchen zur Verfügung. Kontakt: Baugenossenschaft freier Gewerkschaftler

Peter Kay ist Prokurist der Baugenossenschaft freier Gewerkschafter eG

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 4(1999), Hamburg