*** von Mascha Stubenvoll ***
Junges Wohnen, Arche Nora, Villa Friedrichsberg … das sind nur einige der Baugemeinschaften, deren Mitglieder – entsprechend ihrer Wohnwünsche – in ein Mehrgenerationenhaus oder ein als familienfreundliches Wohnprojekt geplantes Wohngebäude einziehen werden.
Die energieeffiziente Nutzung sowie barrierefreie Zugänge und Nutzungsmöglichkeiten spielen bei der Realisierung fast aller Projekte eine Rolle. Vereinzelt versuchen die Projektmitglieder einen Teil der anfallenden Baukosten einzusparen, indem Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe eingesetzt wird.
Die BewohnerInnen von Barmbek-Süd bekommen neue NachbarInnen
In allen Projekten wird das gemeinschaftliche Wohnen als Vorteil für die Alltagsgestaltung (beispielsweise die Vereinbarkeit beruflicher mit familiären Verpflichtungen durch gegenseitige Hilfestellung innerhalb der Hausgemeinschaften) gesehen.
Parkquartier Friedrichsberg
Derzeit wird im westlichen Teil des Friedrichsberger Parks das Parkquartier Friedrichsberg realisiert. Durch Umstrukturierungen des Klinikums Eilbek können 12ha einer neuen Nutzung zugeführt werden, weitere 4ha der freiwerdenden Krankenhausanlage werden öffentliche Parkfläche und sichern damit Teile der wertvollen Grün- und Freiflächen.
Auf der nördlichen Teilfläche errichten neun als Baugemeinschaften organisierte Wohnprojekte Mehrfamilienhäuser mit rd. 150 Wohneinheiten. Südlich dieser im genossenschaftlichen Eigentum oder als Eigentümergemeinschaft umgesetzten Wohnbebauung wird eine Kindertagesstätte angesiedelt. Nebenan soll noch Wohnraum für weitere 250 Haushalte entstehen.
Den zuziehenden Bewohnern bieten sich durch die Lage im Stadtgebiet neben einem parkähnlichen Wohncharakter die Vorzüge der Nutzug einer gewachsenen städtischen Infrastruktur. Darüber hinaus soll das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Pathologiegebäude des Krankenhauses Eilbek durch Umnutzung als Treffpunkt und Kommunikationszentrum für die Bewohner des Neubaugebietes und des übrigen Stadtteils dienen.
Wohnprojekt Halbe-Halbe und Baugemeinschaft Eilbeker Loft
Bei einem Spaziergang durch das nördliche Teilgebiet des Neubaugebietes zeigt sich der derzeitig noch recht unterschiedliche Umsetzungsstand der einzelnen Wohnprojekte.
Von der Friedrichsberger Straße kommend sieht es rechtsseitig der neu gebauten Erschließungsstraße Erika-Mann-Bogen ziemlich wüst aus. Gestrüpp und ungemähtes Gras zeugen noch wenig von dem, was von den Mitgliedern des Wohnprojektes Halbe-Halbe und der Baugemeinschaft Eilbeker Loft bald belebt werden soll.
Das integrative Wohnprojekt Halbe-Halbe von dem Verein Graue Panter e.V. und der BHH Behindertenhilfe Hamburg GmbH wird unter dem Dach des Bauvereins der Elbgemeinden e. G. (BVE) 23 bis 28 Haushalte beherbergen. Baubeginn ist im kommenden Jahr.
Die Baugemeinschaft Eilbeker Loft (Lebensfroh offen familiär tatkräftig) verwirklicht auf dem Baufeld nebenan familienfreundliches Wohnen im Eigentum. Die acht bis zehn Wohneinheiten mit individuellen Grundrissen sind im Herbst kommenden Jahres bezugsfertig.
Junges Wohnen
Im selben Zeitraum werden auch auf dem bisher als Parkplatz genutzten Baufeld links des Erika-Mann-Bogens drei Wohnhäuser mit insgesamt 27 Wohneinheiten realisiert. Umgesetzt wird hier die Planung des Wohnprojektes Junges Wohnen. Dafür hat sich das Projekt als Baugemeinschaft organisiert und der Wohnungsgenossenschaft Hamburger Wohnen e. G. angeschlossen.
Arche Nora e. V.
Der Verein Arche Nora e. V hat sich mit dem Ziel gegründet, interessierten Frauen ab 60 Jahren neue Lebens- und Wohnformen zu ermöglichen. Als Bauherrin für die 13 Wohnungen fand sich die Genossenschaft Wohnungsverein Hamburg von 1902 e. G.
Baugemeinschaft Atrium
Auf der dem Projekt gegenüberliegenden Seite wird die Baufläche der Baugemeinschaft Atrium freigehalten. Dieses Mehrfamilienhaus wird im individuellen Eigentum errichtet und schließt sich genau an das bereits gebaute Wohngebäude des Arche Nora e.V. an. Zehn der insgesamt zwölf Wohnungen sollen als Maisonettewohnungen realisiert werden. Die Baugemeinschaft besteht aus Menschen mit unterschiedlichen Berufszugehörigkeiten, Lebensstrukturen und -gemeinschaften.
Baugemeinschaft Friedrichsberg
Neben den drei viergeschossigen Gebäuden entstand bisher der Rohbau des Wohnhauses der Baugemeinschaft Friedrichsberg. Die Eigentümergemeinschaft von 15 Haushalten setzt auf diese Weise gemeinschaftliches Wohnen um. Fertig gestellt wird das Projekt mit der Klinkerfassade noch in diesem Jahr.
Wohnen im Park
Spaziert man weiter entlang der Wohnstraße blickt man links auf das in L-Form errichtete Gebäude des generationenübergreifenden Wohnprojektes Wohnen im Park. In dem Passivhaus mit der Klinker- und in kräftigem Orange eingefärbten Putzfassade findet sich ein Mix aus 14 Genossenschaftswohnungen des Wohnungsvereins Hamburg von 1902 und 10 Eigentumswohnungen.
Villa Friedrichsberg
Familienfreundliches Wohnen für Jung und Alt entspricht den Wohnvorstellungen der Mitglieder des Wohnprojektes Villa Friedrichsberg. Auf vier Stockwerken und einem Staffelgeschoss wurde ein Mehrfamilienhaus im individuellen Eigentum errichtet. Die zehn Familien sollen noch in diesem Jahr in den als Energiesparhaus geplanten Neubau einziehen können.
Baugemeinschaft Tilsammans
Die 24 Mitglieder der Baugemeinschaft Tilsammans haben auf dem Baufeld gegenüber ihr Wohnhaus mit der modernen, komplett in Schwarz gehaltenen Fassade bereits im vergangenen Jahr im individuellen Eigentum errichtet. Die Baugemeinschaft, die aus Familien mit Kindern besteht, konnte ihr Gebäude in diesem Sommer bereits beziehen.
Kultur in der alten Pathologie
Im Gegensatz zu den voranschreitenden Baumaßnahmen der Wohngebäude ist mit der Umnutzung des Pathologiegebäudes noch nicht begonnen worden. Als Zwischennutzung organisiert der Verein Kunst Bauen Stadtentwicklung (KuBaSta e.V.) derzeitig Veranstaltungen und Konzerte und belebt so das leerstehende Gebäude. Der Erhalt des Ge- bäudes sowie dessen Sanierung wird mit Mitteln des Programms „Lebenswerte Stadt Hamburg“ finanziert. Weiteres Geld für die Suche nach Investoren und Betreibern sowie die Vergabe eines Gutachtens zur wirtschaftlichen Nachnutzung wird ebenfalls aus diesem Programm bereit- gestellt. Das Bezirksamt HH-Nord sucht langfristige Nutzungskonzepte – Ideen dazu werden derzeit im Rahmen eines Wettbewerbes von dem Baubetreuer STATTBAU HAMBURG GmbH eingeholt.
Insgesamt kann die Entwicklung des Friedrichsberger Teilgebiets durch die Beachtung nachhaltiger Kriterien sowie die Vielfalt der Umsetzung gemeinschaftlichen Wohnens als Erfolg für die Schaffung attraktiver städtischer Wohnformen gewertet werden. Die zukünftig im Pathologiegebäude verorteten Angebote mit kulturellem und kunsterzieherischem Schwerpunkt schaffen die Möglichkeit, das Quartier auch über die Stadtteilgrenze hinaus bekannt zu machen und so die Integration in die bestehenden Stadtstrukturen zu fördern.
Gleichzeitig können sich bereits hier lebende und neu hinzugezogene BewohnerInnen dort treffen.
Mascha Stubenvoll ist Stadtplanerin und das gerade bei STATTBAU begonnene Praktikum führte sie zu einem Spaziergang durch Barmbek-Süd.
zuerst veröffentlicht: FreiHaus 15(2008), Hamburg