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Artikel Stadtsanierung/Stadterneuerung Wohnprojekte für besondere Zielgruppen

Wachgeküsst – jetzt heißt es dranbleiben!

Von der Initiative Perlen polieren zum Bündnis für Hamburger Wohnstifte

*** von Ulrike Petersen ***

Schluss mit dem Dornröschenschlaf- die Perlen müssen poliert werden! Unter diesem Motto trat vor vier Jahren die Initiative zum Erhalt der Hamburger Wohnstifte auf den Plan. Mit Erfolg wie sich zeigt, denn das Thema ist heute spürbar wie nie zuvor in Stiftungskreisen und Politik angekommen. Jetzt heißt es dranbleiben! Perlen polieren schlägt ein neues Kapitel auf …

Für die Initiative Perlen polieren., die 2018 mit ihrem Konzept einer Servicestelle für Wohnstifte in Stiftungskreisen und Fachpolitik auf offene Ohren stieß, gab es zum Jahresende unerwartet Rückenwind. Die Bürgerschaft beschloss, Mittel für eine zeitlich befristete Koordinierungsstelle bereit zu stellen. Die Initiative, hoch erfreut darüber, dass ihr Vorhaben auf der politischen Agenda angekommen war, wurde ein weiteres Mal „überrascht“ – allerdings auf eine andere Weise! Kurzerhand entschied die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, diese Stelle innerhalb der Behörde und nicht wie geplant bei Perlen polieren. anzusiedeln. Damit hatte keiner gerechnet oder wie es ein Stiftungsvertreter treffend kommentierte: „Das ist ein ambivalenter Erfolg!“. Nun startet Perlen polieren. durch und gründet noch in diesem Jahr ein Bündnis für Hamburger Wohnstifte.

BEHÖRDE FÜR STADTENTWICKLUNG UND WOHNEN RICHTET KOORDINIERUNGSSTELLE EIN

Laut Beschluss der Hamburger Bürgerschaft auf Antrag von GRÜNEN und SPD

„… soll eine Koordinierungsstelle für Hamburger Wohnstifte eingerichtet werden, die […] für die einzelnen Stiftungen, soweit gewünscht, Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt, auch für die bauliche Herstellung von Barrierefreiheit, und gegebenenfalls gemeinsam Nachverdichtungspotenziale identifiziert.“1)

1) Drucksache 21/15409 vom 30.11.2019 der Hamburger Bürgerschaft

Die Stelle – sie wird im Oktober 2019 ihre Tätigkeit aufnehmen – ist bis Ende 2022 angelegt, denn dann endet die Frist zur Herstellung der Barrierefreiheit in Servicewohnanlagen. Die Koordinierungsstelle für die Modernisierung Hamburger Wohnstifte – so die offizielle Bezeichnung – der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) soll laut Stellenausschreibung „…helfen, preiswerten Wohnraum für Haushalte mit niedrigen Einkommen barrierefrei und energieeffizient zu machen…“. Dies ist in Zeiten des demografischen Wandels und der steigenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum – vor allem bei älteren Menschen mit kleinen Renten und vordringlich wohnungssuchenden Menschen in Hamburg – ein wichtiger Ansatz zur Unterstützung der Wohnstifte. Im Oktober 2019 lud die BSW Stiftungsvertreter*innen ins Rathaus ein. Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt stellt erstmals die neue Koordinierungsstelle vor und Perlen polieren. ihre bisherigen und zukünftigen Aktivitäten.

WOHNSTIFTE – EIN QUERSCHNITTTHEMA

Perlen polieren. wird eng mit der neuen Koordinierungsstelle zusammenarbeiten – keine Frage! Die Bandbreite stiftungsrelevanter Themen reicht jedoch über baulich-technische Fragen hinaus und tangiert verschiedene Fachbehörden, zum Beispiel die Kulturbehörde zum Thema Denkmalschutz oder die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, wenn es um die Entwicklung innovativer Wohnformen und demografiefeste Quartiere geht.

Wohnstifte sind und bleiben, davon ist Perlen polieren. überzeugt, in ihrer wohnungs- und sozialpolitischen Bedeutung und ihrer Vielfältigkeit ein langfristiges und facettenreiches Querschnittthema! Und: Jenseits fachpolitischer Rahmenbedingungen geht es auch um Fragen nach den Ressourcen und Potenzialen zur Selbstorganisation und Vernetzung der Stiftungen.

Dass es eine hohe Diversität und komplexe Herausforderungen für Wohnstifte gibt, hatten Andreas Kroneder und Iris Nowak bereits 2016 in der von Perlen polieren. beauftragten „Bestandsaufnahme Hamburger Wohnstifte“ deutlich gemacht und geschlussfolgert: „Zu aller erst scheint eine Einzelfallbetrachtung von großer Bedeutung zu sein, um der Verfasstheit der einzelnen Wohnstifte adäquat entsprechen zu können und individuell zugeschnittene Hilfeleistungen zu liefern […]. Anderseits scheint eine Vernetzungs- und Austauscharbeit nötig. […] Etliche Stiftungen stehen vor ähnlichen Problemen und Fragestellungen, ohne voneinander zu wissen. […] Ob es gemeinsame Formen des Handelns geben kann, ist den Akteuren selbst oft nicht bekannt.“

Vor diesem Hintergrund und der aktuellen Entwicklungen hat Perlen polieren. beschlossen, mit ihrer vor vier Jahren begonnenen Wohnstift-Strategie einen qualitativen Sprung nach vorn zu machen: Gemeinsam mit engagierten Stiftungsvertreterlnnen wird ein Bündnis für Hamburger Wohnstiftungen ins Leben gerufen!

GEMEINSAM PERLEN POLIEREN – AUF DEM WEG ZUM BÜNDNIS

Das Bündnis will – dem Gemeinwohl verpflichtet als zivilgesellschaftliches Gegenüber zu Behörden und Politik – über Bedeutung und Belange der mehr als 100 Wohnstifte – diese Zahl ist aufgrund mangelnder Datenlage geschätzt – (fach-)öffentlich informieren und den Austausch der Wohnstifte untereinander fördern.

Gemeinsam mit Stiftungsvertreterlnnen hat die Initiative im Juni und August 2019 eine „Erklärung zur Gründung des Hamburger Bündnis für Wohnstifte“ entworfen und abgestimmt. In diesem Dokument sind die Ziele, Absichten und Aufgaben sowie die Mitgliedschaft und Zusammenarbeit formuliert. Die Homann Stiftung – sie geht als fördernde Stiftung voran – stellt finanzielle Mittel für eine Geschäftstelle zur Verfügung., so dass das Bündnis kontinuierlich erreichbar sein wird. Weitere Förderpartner sind herzlich willkommen! Nun nach Abschluss dieses partizipativ-spannenden Diskussions- und Klärungsprozesses wurde das Hamburger Bündnis für Wohnstifte am 14. Oktober 2019 feierlich aus der Taufe gehoben!

NEUE PERLEN ZÜCHTEN – INVESTITIONEN FÜR INNOVATIVE WOHNSTIFTE

Man kann nicht oft genug betonen, wie zeitlos modern der (Wohn-)Stiftungsgedanke und dringend nötig gemeinwohlorientiertes Engagement sind! Deshalb wird Perlen polieren. neben der Stärkung der historischen Gebäude nun auch neue Perlen züchten! Gemeinsam mit Stiftungen, die zukünftig in Wohnanlagen investieren möchten, wird im Herbst 2019 eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Einige Stiftungen haben bereits ihr Interesse signalisiert. Vielleicht entsteht ein neues Stiftsviertel in Hamburg?

Interessierten, motivierten und engagierten Stiftungsvertreterlnnen, die bislang noch nicht in unserem Netzwerk involviert sind, ein herzliches Willkommen! Informieren Sie sich über die bisherigen Entwicklungen, die hier erwähnte „Bestandsaufnahme Hamburger Wohnstifte“ und aktuellen Veranstaltungen auf unserer Webseite und treten Sie mit uns in Kontakt!

Ulrike Petersen ist Mitarbeiterin der STATTBAU HAMBURG GmbH und zustöndig für die Koordinationsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften. lm Rahmen der Aufgabe innovative Wohn- und Versorgungsformen zu entwickeln, hat sie 20l5 Perlen polieren mit initiiert.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 24(2019), Hamburg