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Artikel Literaturhinweis Wohnprojekte national/international

130 Jahre Genossenschaften

20 Jahre neue, selbstverwaltete und genossenschaftliche Wohnprojekte in Schleswig-Holstein

*** von Britta Becher ***

In Kiel fand im August der Genossenschaftstag Schleswig-Holstein mit Beteiligung traditioneller Genossenschaften und der genossenschaftlichen Wohnprojekte-Szene statt. Im Vorwege wurde durch das Planungsbüro Dau-Schmidt Tornow eine Studie zu genossenschaftlichen und gemeinschaftlichen Wohnprojekten in Schleswig-Holstein erstellt, die zu diesem Anlass vorgestellt wurde.

Genossenschaftliche und gemeinschaftliche Wohnprojekte in Schleswig-Holstein : Dokumentation / Wulf Dau-Schmidt, Britta Tornow. – Kiel: Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen, 2012. – (Mitteilungsblatt; 246) ISBN 978-3939268147

Das Innenministerium Schleswig-Holstein schreibt dazu: »Vor diesem Hintergrund gibt die Broschüre auch einen interessanten Einblick in die Praxis und zeigt auf, was von den oft umfangreichen Visionen, Interessen und Aufgabenstellungen tatsächlich eingelöst werden konnte. Zugleich gibt sie auch Hinweise darauf, in welchen Bereichen noch Rahmenbedingungen verbessert werden müssen.

Aus der Sicht der Wohnraumförderung im Innenministerium sind zwei Aspekte – in welche Richtung entwickeln und stabilisieren sich die Projekte und wie sind die Zugangsmöglichkeiten der Haushalte mit begrenztem Einkommen – von besonderem Interesse.

Ökologische Siedlungen und städtische Projekte

Rückblickend war die erste Phase vorwiegend von ökologischen Siedlungsprojekten und Umwidmungen von eher ländlich strukturierten Gebäudebeständen gekennzeichnet. Neben der investiven Förderung von Projektmitgliedern, die den allgemeinen Förderkriterien entsprachen, wurden zwischen 1997 und 2002 ca. 25 Projekte durch Zuschüsse für eine professionelle Projektbetreuung und Beratung gefördert, zusätzlich wurden Basisinformationen zur Projektgründung und ehrenamtliche Koordinierungsarbeit gefördert.

Die zweite Phase ab ca. 2004 brachte, basierend auf den wohnungspolitischen Impulsen des Landes und der Förderung neuer kleinteiliger Genossenschaften, eher städtisch orientierte Projektneugründungen mit Wohneigenschaften wie generationsübergreifend, altengerecht, integrierend (auch als Inklusionsprojekte), stadtteilbezogen oder sozial stabilisierend hervor.

Die Zwischenbilanz der Landesförderung seit 2004 dokumentiert mit 17 geförderten oder für die Förderung vorgesehenen Projekten mit knapp 450 Wohneinheiten und einer Förderdarlehenssumme i.H.v. knapp 40 Mio. € das wohnungspolitische Interesse an dieser Wohnform und zugleich den Beitrag für eine soziale Wohnraumversorgung.

Entwicklung zu stärkerer Kooperation

Es gibt Anzeichen für eine neue Phase, die sich vorrangig noch durch Fragestellungen und Bedarfsformulierungen ankündigt. Inwieweit können die großen Traditionsgenossenschaften Wohnprojekte umsetzen, bei weitgehendem Erhalt der Selbstbestimmung der Projektmitglieder? Welche Entwicklungschancen haben bestehende Wohnprojekte? Welche Chancen und Möglichkeiten sehen die Kommunen in genossenschaftlichen Wohnprojekten für die Förderung einer sozialen Quartiersentwicklung?

Daraus ergibt sich das Fazit: Auch in Zukunft wird das gemeinschaftsorientierte Wohnen im Rahmen der Wohnraumförderung des Landes eine Rolle spielen. Dies vorrangig dort, wo zugleich mit einer bedarfsorientierten und sozialen Wohnraumversorgung eine nachhaltige zukunftsgerechte Stadt- und Quartiersentwicklung eingeleitet bzw. unterstützt wird.

Die hier dargestellten Wohnprojekte sind somit als Querschnitt und als Zwischenstand einer Entwicklung zu sehen. Wohnprojekte sind daran beteiligt, dass neue, zukunftsgerechte Wohnformen weiterhin umgesetzt und ausprobiert werden. Sie ermöglichen aktive Gestaltungsprozesse, Beteiligung, Mitverantwortung im Themenfeld Bauen-Wohnen-Stadtentwicklung. Damit liefern sie wichtige Anregungen für alle Wohnenden, für Investoren, die Kommunen und alle an der Stadtentwicklung beteiligten Akteure.«

Britta Becher ist Mitarbeiterin von STATTBAU HAMBURG und in der FreiHaus-Redaktion.

zuerst veröffentlicht: FreiHaus 18(2012), Hamburg