*** von Heike Skok ***
Herbst 1993: Elf wild entschlossene Menschen gründen im Hinterzimmer einer Münchner Eckkneipe eine neue Wohngenossenschaft. Zehn Jahre später: 100 Wohnungen hat die WOGENO seither geschaffen. Für Münchner Verhältnisse nicht schlecht. Denn von neuen Wohnformen, mit denen seit Ende der 70er Jahre überall in der Bundesrepublik experimentiert wurde, war München bis dahin weitgehend unberührt geblieben.
Aller Anfang ist schwer
Hohe Grundstückspreise und eine geringe Kapitalausstattung waren schlechte Voraussetzungen, ein erstes Projekt auf den Weg zu bringen. Stadtpolitik und -verwaltung sahen (und sehen bis heute) keinen Anlass, Genossenschaftsneugründungen zu unterstützen. Es mangelte an Problemdruck wie Leerstand, Hausbesetzungen etc., der in anderen Teilen der Bundesrepublik die Bereitschaft zum Experiment förderte. Der beständige Zuwachs an WOGENO- Mitgliedern sprach allerdings für einen Bedarf an neuen Wohnformen – auch in München.
Zwei Jahre hatte sich die Gründungscrew gegeben. Dann sollte entschieden werden, ob weiter gemacht, oder die Auflösung eingeleitet würde. Just zu diesem Zeitpunkt (1995/96) bot sich die Chance für die WOGENO. Die Hausgemeinschaft der Agnesstr. 66 hatte sich über Jahre gegen einen Erwerb durch Spekulanten gewehrt und war zum Mitmachen bereit. Die Stadt hatte das Vorkaufsrecht ausgeübt und bot einen Kauf im Erbbaurecht an – die einzige finanzierbare Variante. Die WOGENO hatte ihr erstes Haus.
Von nun an geht’s bergauf!?
Zwar war nun der Beweis erbracht, dass bei der WOGENO keine „Lehrer am Werk sind, die sich öffentlich gefördert ihre nette Nische schaffen wollen“. Dennoch musste um das nächste Haus, die Metzstrasse 31, hart gerungen werden, bis der Kaufvertrag 1997 unterzeichnet werden konnte. Im Winter 2000/2001 konnten dann zwei Neubauten bezogen werden. In der einen Hausgemeinschaft wohnen Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen, in der anderen wird „Wohnen ohne eigenes Auto“ praktiziert. Für ihre Arbeit hat die WOGENO schon viel Anerkennung bekommen. Aber leider haben weder Architektur-, noch Genossenschafts- und Sozialpolitische Preise den Erwerb weiterer Grundstücke oder Häuser erleichtert.
Weiter innovativ
2001 hat sich WOGENO auf neues Terrain begeben und eine Tochter GmbH gegründet, um Flexibilität für den Erwerb von Grundstücken und Objekten zu schaffen. Heute verwaltet die CoHaus 240 Wohneinheiten einer Alt-Genossenschaft, sowie seit 2003 auch die WOGENO Wohnungen.
Ein wohnungspolitisches Novum war der Erwerb eines Häuserblocks, der 2003 auf Initiative der WOGENO in einem Konsortium mit drei anderen Genossenschaften erfolgte. Daneben laufen die Planungen für den Bau eines Passivhauses, das Mitte 2005 bezogen werden soll.
WOGENO wächst
Nicht zuletzt sind wir ständig mit Hausgemeinschaften im Gespräch, die wegen des anstehenden Verkaufs ihres Hauses eine genossenschaftliche Lösung suchen. Bildungsarbeit und das Einmischen in die Münchner Wohnungspolitik gehören zur „corporate identity“. Auch genossenschaftsintern werden immer wieder richtungsweisende Entscheidungen getroffen, zuletzt Richtlinien zur Selbstverwaltung und zur Mietpreisgestaltung in den Häusern.
Die WOGENO wächst (langsam aber beständig), und das ist nicht nur den Mitgliedern, sondern auch den KooperationspartnerInnen bei Banken (GLS-Bank) und Organisationen (z.B. die Obdachlosenorganisation BISS) zu danken. Weitere Infos unter www.wogeno.de
Heike Skok war Gründungs- und ist Vorstandsmitglied der WOGENO
zuerst veröffentlicht: FreiHaus 10(2003), Hamburg