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Öko-logisch Wohnhof Braamwisch

*** von Katharina Strauf ***

“Fast eine viertel Million Euro fiir ein Haus aus Holz? Das ist eine Menge Geld, aber vergleichen Sie mal die Mieten fiir 120 Quadratmeter Wohnraum in Hamburg.“ Das ist die Devise der Familien, die am Braamwisch zehn Reihenhäuser mit ökologischem Vorbildcharakter gebaut haben. Denn wer ökologisch denkt, denkt auch ökonomisch.

Zehn Reihenhäuser, gebaut und ausgestattet nach dem höchsten ökologischen Standard, bilden den Wohnhof Braamwisch in Hamburg-Bramfeld. Die Eigentümerlnnen-Gemeinschaft, die inzwischen dort wohnt, hat sich für einen bewussten und sparsamen Umgang mit den Ressourcen entschieden. Ihr Projekt zeigt: Ökologisches Bauen kann auch in der Stadt kostengünstig realisiert werden. Der Vorlauf war lang. Acht Jahre vergingen bis zum Einzug. Nun lebt seit 1997 eine bunte Gemeinschaft jeden Alters und Einkommens im Wohnhof Braamwisch, auf dem Gelände des ehemaligen Staatsgutes und jetzigen Umweltzentrums Karlshöhe. Geplant sind noch ein Gemeinschaftspavillon und ein Garten für alle – nur kein Platz für Autos. Stellplätze muss man ausweisen, aber wer hindert die Bewohnerlnnen daran, sie mit Gras zu bepflanzen?

Niedrigenergie, Solarwärme und ökomobil

Öko ist Technik von gestern – wenn überhaupt-, Öko ist anstrengend und was für Masochisten – so lautet das gängige Vorurteil. In Bramfeld ist das anders. Dort ist Ökologie mit einem Zugewinn an Wohnkomfort verbunden. Verschiedene Maßnahmen fügen sich zu einem ökologischen Gesamtkonzept zusammen. Eine kompakte Bauform, ein hoher Wärmedämmwert, die Winddichtigkeit der Gebäudehülle, Wärmeschutzverglasung und passive Sonnenenergienutzung, eine bedarfsgesteuerte Lüftung sowie ein schnell reagierendes Heizsystem senken den Heizenergieverbrauch. Nach baubiologischen Gesichtspunkten ausgewählte Baumaterialien sorgen für ein angenehm temperiertes Wohlfühlklima. Solarkollektoren bilden jeweils einen Teil der Dächer und sind direkt auf den Dachstühlen montiert. Mobil auch ohne eigenes Auto sind die BewohnerInnen durch die gemeinsame Nutzung von Autos, dem sog. “Car-Sharing”. Die Autos werden vom Hamburger “Stattauto” gewartet und den BewohnerInnen zurVerfügung gestellt. Nur wenn es wirklich notwendig ist, wird das Auto benutzt. Die Bewohnerlnnen wählen ganz bewusst diese Form der Mobilität, die sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile hat.

Kompostklo und Grauwassernutzung

Aufwändig bereitetes Trinkwasser zum Fäkalientransport steht im Gegensatz zur ökologischen Vernunft. Daher werden die Fäkalien im Wohnhof an Ort und Stelle kompostiert. In einem im Keller installierten Sammelbehälter werden “menschliche” und andere organische Abfälle zu hochwertigem Humus kompostiert. Gefahr durch Geruchsbelästigung besteht nicht, da ein Lüftungsrohr mit stetigem Sog Geruchsfreiheit garantiert. Nach zwei bis drei Jahren kann das erste Mal Kompost geerntet werden. In jedem Haushalt entstehen etwa 40 Liter hochwertige Komposterde, die ohne Schwierigkeiten im Garten verwendet werden kann.

Durch den Einsatz der Komposttoilette fällt nur noch wenig belastetes „Grauwasser“ aus Küche und Bad statt des stark belasteten „Schwarzwassers“ an. Dieses Wasser geht direkt “in die Binsen” der Pflanzenkläranlage, wird dort gereinigt und dann in einem nahe gelegenen Regenrückhaltebecken gesammelt. Um rund 13.000 € haben die Maßnahmen zur Trinkwassereinsparung die Baukosten erhöht. Die Investition wird sich in weniger als sieben Jahren wieder eingespielt haben.

Danach profitieren die Hausbesitzerlnnen direkt von den niedrigen Betriebskosten der Häuser.

Katharina Strauf ist angehende Stadtplanerin an der TU Hamburg-Harburg und war von September 2001 bis Januar 2002 Praktikantin bei STATTBAU. Sie hat fiir diesen Beitrag auf ein Faltblatt der Stadtentwicklungsbehörde zum Wohnhof Braamwisch zuriickgegriffen.

Zuerst veröffentlicht: Freihaus 8(2002), Hamburg