Ein Wohnprojekt
zieht auf das Grundstück vom St. Katharinen- und Weißfrauenstift
*** Beate Steinbach ***
Eine Seniorinnen-Wohnanlage und ein gemeinschaftliches
Wohnprojekt, wie geht das zusammen?
Auf dem Grundstück des St. Katharinen- und Weißfrauenstifts in Frankfurt-Niederursel wächst etwas innovatives und generationenübergeifendes. Unterstützt durch das „Netzwerk für gemeinschaftliches Wohnen e.V.“ entsteht ein neues Wohnprojekt in einer spannenden Kooperation, deren wichtigste Säule die Einbindung aller in den Prozess ist!
Das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen ist ein junger Verein, der gemeinschaftlichen Wohnprojekten aller Form bei der Realisierung hilft. So seit 2022 auch dem St. Katharinen-
und Weißfrauenstift. Dies ist eine fast 800 Jahre alte Stiftung, die in Frankfurt am Main Frauen im Alter helfend zur Seite steht, indem sie Wohnungen zur Verfügung stellt und Renten gewährt.
Eine der Wohnanlagen für Seniorinnen in Frankfurt-Niederursel, die bereits seit rund 20 Jahren existiert, beherbergt 80 Frauen und bietet zudem Sozialräume, Begegnungsorte und einen
wunderschönen Garten. Das St. Katharinen- und Weißfrauenstift entschied 2022, den angrenzenden Parkplatz zu bebauen und etwas innovatives, generationenübergreifendes und neues zu wagen: ein gemeinschaftliches Wohnprojekt!
Miteinander wohnen statt parken
Seitdem steht das Netzwerk Frankfurt der Stiftung mit Rat und Tat zur Seite und es entsteht das erste Wohnprojekt in Kombination mit dem Wohnstift.
Die Idee ist, durch den Einzug der Menschen ins angrenzende Wohnprojekt, die Lust auf Gemeinschaft, Austausch, Wandel, Abenteuer und selbstverwaltetes Wohnen haben, eine neue Nachbarschaft mit der Senorinnen-Wohnanlage entstehen zu lassen.
Im Wohnstift gibt es bereits Gemeinschaftsräume, wie einen Saal, eine Sauna, Gästezimmer, Sporträume und Orte für kreatives
Werken, die zukünftig von allen gemeinsam genutzt werden können. Auf diese Weise werden die bereits bestehenden Angebote stärker genutzt, das Wohnprojekt hat mehr Gemeinschaftsflächen zu Verfügung und beide Benutzer-
innengruppen kommen von selbst in einen dauerhaften Austausch. Im Ergebnis soll nicht nur ein Leben nebeneinander, sondern eine wirklich lebendige Nachbarschaft von Wohnprojekt und Seniorinnen-Wohnanlage wachsen. „Auf diese Weise entsteht ein lebendiger Ort für alle Generationen“, freut sich Birgit Speicher-Kiefer, Abteilungsleiterin und Geschäftsführerin der St. Kathrinen Altenhilfe GmbH.
Viele Beteiligte im Planungsprozess
Der Planungsprozess startete mit einer Konzeptstudie, welche die baulichen Möglichkeiten sowie die verschiedenen Aspekte einer so neuen, engen Nachbarschaft beleuchtete, beispielweise die Notwenigkeit von Gemeinschaftsräumen. Das Ergebnis war, ein solches Projekt ist wünschenswert und realisierbar. Im Folgenden übernahm das Netzwerk Frankfurt die Koordination des Planungsprozesses. Zentraler Teil dieser Koordination war der Dialog und Austausch mit den Bewohnerinnen des Wohnstifts. Diese wurden von Beginn an über die Planungen informiert, und ihre Anmerkungen flossen in den weiteren Prozess mit ein. Zudem organisierten die Stiftung und das Netzwerk verschiedene Veranstaltungen, um interessierte Wohninitiativen und Einzelpersonen frühzeitig zu informieren. Dies war die Grundlage dafür, dass sich eine breite Öffentlichkeit und die gesamte Wohnprojekteszene in Frankfurt auf das neue Projekt freut und zahlreich am Konzeptverfahren teilnimmt. Besonders schön ist, dass auch die Senorinnen voll Interesse und Begeisterung auf die neuen Nachbarinnen warten und genau beobachten, was aktuell auf dem Parkplatz, im Saal und im Garten vor sich geht.
Die Rolle der Stadt
Die Stadt Frankfurt stieg zu einem frühen Zeitpunkt als Expertin für das Konzeptverfahren in den Prozess ein. Angesiedelt ist das Verfahren für gemeinschaftliches Wohnen beim Amt für Wohnungswesen. Üblicherweise führt dieses Amt Ausschrei-
bungen für Liegenschaften im Besitz der Stadt durch, in diesem Fall in Kooperation mit und im Auftrag der Stiftung. Zur Qualitätssicherung wird das städtischen Konzeptverfahren genutzt.
„Das Frankfurter Konzeptverfahren ist ein erprobtes Instrument mit transparenten und fairen Regeln. Entlang von qualitativen Kriterien wird eine Wohnprojektgruppe mit dem besten Konzept für ein neues Haus gefunden. Dieses Verfahren hat sich
für uns als ein strategisch wichtiger Baustein in der Stadtentwicklung etabliert”, erläutert Sara Schmitt Pacifico, Referentin im Dezernat Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main.
Parallel zum Konzeptverfahren lief die europaweite Ausschrei-
bung der Architektinnenleistung. Gesucht wurde ein Architekturbüro, das neben den hohen Anforderungen der Holzbauweise vor allem eines kann: mit Wohnprojektgruppen planen und bauen.
Lebendiger Ort für alle Generationen
Diese Schritte der Einbindung und Kommunikation schaffen den Rahmen, um ab 2025 den Bauprozess zwischen Eigentümerin, Wohnprojektgruppe und Seniorinnen reibungslos und erfolgreich durchführen zu können. Es bedarf bei Vorhaben wie diesen, wo bestehende Nachbarschaften ergänzt und neue Wohnformen ausprobiert werden, nicht nur Architektinnen, die sich mit der Kommunikation mit Wohnprojekten, ihren Wünschen, Eigenheiten und Zielen auskennen. Notwendig ist außerdem ein sicheres, transparentes und niedrigschwelliges (Konzept-) Verfahren und eine Institution, welche besonders die sozialen
Prozesse, Planungen und Wünsche aller Beteiligten im Blick hat. Diese Rolle kommt dem Netzwerk Frankfurt zu, das besonders viel Wissen zum Thema gemeinschaftliches Wohnen mitbringt. So finden sich im Prozess die unterschiedlich Mitwirkenden zusammen, alle mit einem gemeinsamen Ziel: ein Wohnprojekt planen, bauen und mit Leben füllen, das in einer spannenden Synergie mit der Seniorinnen-Wohnanlage existiert.
Derzeit läuft das Konzeptverfahren, um eine Wohnprojektgruppe auszuwählen. Lesen Sie, wie es weiter geht und was bis zum Einzug geschieht unter www.gemeinschaftliches-wohnen.de